Nach dem ersten sehr erfolgreichen Branchentag „Wasserstoff“, der im März 2022 als Gemeinschaftsveranstaltung von Lorenz Kommunikation, WindAdvice GmbH, KWS Energy Knowledge eG und vgbe energy e.V. am Energie-Campus Deilbachtal in Essen-Kupferdreh durchgeführt wurde, hat nun der zweite Branchentag „Wasserstoff“ am 01./02. Februar 2023 in Wismar stattgefunden.
Das vergangene Jahr 2022 hat in vielerlei Hinsicht gezeigt, wie wichtig der Ausbau der Erneuerbaren und der Markthochlauf von möglichst grünem Wasserstoff (H2) ist. Es gilt die Abhängigkeit von Energieexporten zu minimieren und durch grünen Wasserstoff dem globalen Klimawandel zu begegnen bei gleichzeitiger bezahlbarer Versorgungssicherheit.
Diese Ausgangslage wurde entsprechend im Vortragsprogramm gespiegelt. Darüber hinaus sollten mit dem 2. Branchentag „Wasserstoff“, der als internationaler Energiekongress angedacht ist, nicht nur deutschsprachige Teilnehmende, sondern auch Besucher aus dem skandinavischen Raum und Baltikum angesprochen werden. In dieser Hinsicht war Mecklenburg-Vorpommern der optimale Veranstaltungsort.
In der in zwei parallelen Vortragsräumen durchgeführten Veranstaltung konzentrierten sich die überwiegend englischsprachigen Vorträge am ersten Veranstaltungstag in der „Flughalle“ auf das Thema „Europe and Hydrogen“ und zwar aus skandinavischer und dänischer Sicht. Die Perspektive wurde dann von regionalen Aspekten „Forschung und regionale Wertschöpfung in Mecklenburg-Vorpommern“ sowie „Transport und Schifffahrt“ abgelöst.
Im zweiten Vortragsraum wurden Themen wie „Kraftwerkstechnik und Wasserstoff“, „unternehmerische Praxis“ und die damit verbundenen rechtliche Aspekte sowie „Wasserstoffprojekte in Betrieb“ behandelt.
Bereits bei der Eröffnung am ersten Veranstaltungstag haben politische Vertreter über alle Parteigrenzen hinweg deutlich gemacht, dass sich die baltischen Staaten und vor allem auch Mecklenburg-Vorpommern als Zukunftsregion und Exportländer für erneuerbare Energien und damit auch für Wasserstoff verstehen. Dieser Eindruck wurde durch die Beiträge aus Skandinavien, hier im Wesentlichen aus Dänemark, noch weiter verstärkt. Es wurde eindrucksvoll dargestellt, wie der Markthochlauf von grünem Wasserstoff vorangetrieben wird.
Dänemark wird in den kommenden Jahren sein off-shore-Potential an Windenergie nutzen und Windkraftanlagen zubauen. Der so erzeugte Strom soll zur Erzeugung von grünem Wasserstoff genutzt werden wovon wiederum 50 % nach Mitteleuropa exportiert werden sollen. Aber nicht nur die Wasserstofferzeugung wurde adressiert, sondern auch die Erzeugung von z.B. Ammoniak als Wasserstoffderivat. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die parallel zur Wasserstoffinfrastruktur aufzubauende CO2-Infrastruktur.
Insgesamt war festzustellen, dass Dänemark beim Ausbau der Erneuerbaren, bei der H2-Anwendung über die gesamte Bandbreite einschließlich Mobilität und der dazu nötigen Infrastruktur sehr weit fortgeschritten ist. Es wird ein sehr pragmatischer Ansatz verfolgt, der häufig in rasche Genehmigungen und eine zeitnahe Umsetzung mündet. Darüber hinaus verfügt das Land über optimale klimatische Bedingungen: Stetige und sehr hohe Windgeschwindigkeiten sowie flache Gewässer führen zu den günstigsten offshore-Windenergiegestehungskosten in ganz Europa. Damit wird Dänemark in Zukunft große Wettbewerbsvorteile genießen, wie in dem Beitrag von Thomas Tougaard „Generating competitive advantages in CleanTech and automation/robotics“ dargestellt. Es wurde erläutert, dass Länder mit geringen Lohnkosten zukünftig wohl weniger Standortvorteile für sich verbuchen dürften, sondern vermehrt Länder, die durch günstige erneuerbare Energien, attraktive Rahmenbedingungen für automatisierte industrielle Prozesse schaffen.
Der erste Tag wurde durch eine gut besuchte Abendveranstaltung abgerundet, die durch das freundliche Sponsoring der Volksbank Mittelhessen den Teilnehmenden ausreichend Gelegenheit zum Netzwerken und zur Fortsetzung der angeregten Diskussionen aus den Vortragsälen geboten hat.
Der zweite Veranstaltungstag wurde mit einem interessanten Beitrag von Werner Diwald zum Thema „Grüner Wasserstoff für eine gesicherte Energieversorgung“ fortgesetzt. Hier wurde die geopolitische Lage sowie die sich daraus ergebenden Zusammenhänge detailliert geschildert.
Für eine sichere Energieversorgung mit Perspektive sind erneuerbare Gase und Flüssigkeiten, also grüner Wasserstoff oder daraus produzierte Derivate, die intelligentere und nachhaltige Alterative für eine versorgungssichere, nachhaltige und wirtschaftliche klimaneutrale Energieversorgung.
Sebastian Zimmerling hat am zweiten Tag das vgbe Positionspapier „H2 Ready“ und das vgbe-Factsheet: „H2-Readiness für Gasturbinenanlagen“ präsentiert und die wesentlichen Aussagen zu „H2-Readyness“ aus Verbands- und Betreibersicht dargestellt. Die vorgestellten technischen Details, z.B. die H2-Readiness Entwicklungsstufen für Gasturbinenanlagen etc. wurden intensiv diskutiert. Darüber hinaus wurden die technischen Rahmenbedingungen erläutert, die dem Positionspapier zugrunde liegen.
Ein weiter herausragender Beitrag wurde von David Siegler „Europäische Definition von erneuerbarem Wasserstoff: Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit von H2-Projekten“ gehalten.
David Siegler führte aus, dass der Delegated Act in seiner aktuellen Form Herausforderungen, aber auch Lösungsansätze biete. Durch einen frühzeitigen Start von Elektrolyse-Projekten (Inbetriebnahme bis Ende 2026) kann von den Regelungen zu Übergangsfristen Gebrauch gemacht werden und durch eine Vermarktung im (Straßen-)Verkehrssektor können zusätzlich THG-Quoten generiert werden. Die Möglichkeit THG-Quoten zu generieren soll mittelfristig nicht auf den Straßenverkehr begrenzt bleiben.
Am Ende der Veranstaltung haben die knapp 100 Teilnehmenden das Fazit gezogen, dass die ambitionierten Ziele beim Ausbau der Erneuerbaren und damit beim Markthochlauf von Wasserstoff nur durch enge und langfristige Partnerschaften und durch gemeinsame und abgestimmte Anstrengungen zu erreichen sind. In dieser Hinsicht ist der vgbe energy e.V. ein erfahrener Partner für die Wasserstoff-Branchentage, denn mit seiner mehr als 100jährigen Verbandsgeschichte weiß vgbe um die erheblichen Vorteile, die eine starke Gemeinschaft, Know-How-Transfer und intensives Networking mit sich bringen. Letzterem wurde auch beim 2. Branchentag Wasserstoff wieder viel Raum gegeben.
vgbe energy bedankt sich bei seinen Kooperationspartnern für einen gelungenen 2. Branchentag Wasserstoff, bei allen Vortragenden und Teilnehmenden für spannende Diskussionen und bei der Volksbank Mittelhessen für das Sponsoring der gelungenen Abendveranstaltung.
Der 3. Branchentag Wasserstoff wird am 29./30.03.2023 im Wissenschaftspark Gelsenkirchen unter dem Titel „Path of success“ stattfinden. Das aktuelle Programm erscheint in kürze.
Der 4. Branchentag Wasserstoff ist für den 26./27. Juli 2023 in Süddeutschland geplant.


