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Energie-Campus Deilbachtal war Gastgeber des ersten „Branchentag Wasserstoff“

Der erste Branchentag Wasserstoff unter dem Leitthema „H2-Readiness & Versorgungssicherheit“ hat am 28./ 29. März 2022 am Energie-Campus Deilbachtal in Essen stattgefunden.
© Anette Hammer / Freistil Fotografie
Der erste Branchentag Wasserstoff unter dem Leitthema „H2-Readiness & Versorgungssicherheit“ hat vom 28. bis 29. März 2022 am Energie-Campus Deilbachtal in Essen stattgefunden. Mit einer Vorlauf- und Planungszeit von nur acht Wochen, konnten die Partner KWS Energy Knowledge eG, Lorenz Kommunikation, WindAdvice UG und vgbe energy diesen Kongress organisieren und rund 160 VertreterInnen der sich rasant entwickelnden Wasserstoffindustrie zu einem interessanten und informativen Austausch zum Energie-Campus einladen.

Neben einem sehr ansprechenden, zweizügigen Workshop- und Vortragsprogramm, in dem Groß- und KMU-Projekte unter technischen, wirtschaftlichen und regulatorischen Aspekten vorgestellt und diskutiert wurden, konnten die Veranstalter Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, als Schirmherrn des ersten Branchentages Wasserstoff gewinnen.

In seiner Eröffnungsrede hat Prof. Pinkwart deutlich hervorgehoben, dass nicht nur angesichts der jüngsten politischen Ereignisse der H2-Markthochlauf beschleunigt werden muss, sondern auch zur Erreichung der am­bi­tio­nier­ten nationalen und europäischen Klimaschutzziele. Dabei stehen für die Landesregierung NRW die Erforder­nisse einer möglichst unabhängigen Versorgungs­sicher­heit, der Industrie und des Klimaschutzes gleichberechtigt nebeneinander. In diesem Zusammenhang verwies der Minister auf eine Reihe innovativer Projekte in NRW, dem nach wie vor bedeutendsten Energieland in Deutschland und Europa, in denen diese Ziele aktiv und mit Nachdruck verfolgt werden.
Prof. Dr. Andreas Pinkwart
© Anette Hammer / Freistil Fotografie

Hier geht es nicht nur um Großprojekte im Rahmen der Sektorkopplung, wie z.B. einer großtechnischen Direktreduktionsanlage zur Erzeugung von Stahl, sondern auch um dezentrale Projekte, um möglichst viel Wasserstoff kostengünstig und konkurrenzfähig zu produzieren und effizient sowie intelligent in den Bereichen Mobilität, Energie, Wärmeversorgung und Infrastruktur zu nutzen. Am Beispiel der Elektromobilität erläuterte der Minister, wie rasch technische Entwicklungen und die notwendige Wirtschaftlichkeit innovativer Projekte voranschreiten. Eine ähnliche Entwicklung wie bei der E-Mobilität sieht die Landesregierung beim Thema Wasserstoff, bzw. der Entwicklung von Elektrolyseuren mit höheren Leistungen und entsprechenden Skaleneffekten. Die Ideen und Vorstellungen der Landeregierung zum Markthochlauf von Wasserstoff und zur Klimaneutralität sind in der Wasserstoff Roadmap NRW 2020 zusammengefasst.

Im Anschluss an die Eröffnungsrede des Ministers wurde die Eröffnungsveranstaltung mit einer Podiumsdiskussion von Vertretern unterschiedlicher Verbände fortgesetzt: Werner Diwald, DWV, Holger Gassner, bdew, Dr. Dietmar Kestner, VAIS, Christian Mildenberger, LEE NRW, Christian Seyfert, VIK und Dr. Oliver Then, vgbe energy, diskutierten aktuelle Fragestellungen rund um das Thema dieses Branchentages. Die Diskussionsteilnehmer bekräftigten, dass die Industrie und die Mitglieder ihrer Verbände, auf Hersteller- wie auch auf Betreiberseite, bereit sind, die Transformation hin zur Wasserstoffwirtschaft voranzutreiben und dass in den Unternehmen technisches Know-How vorhanden ist und sich Projekte in der Planung befinden. Bei entsprechendem Ausbau der Erneuerbaren Energien, wäre die deutsche Industrie in der Lage, große Mengen grünen Wasserstoffs selber zu produzieren und damit einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit des Industriestandortes zu leisten. Fehlende Mengen könnten durch Importe abgedeckt werden.

Die Diskussionsteilnehmer waren der Meinung, dass der Ausbau der Wasserstoffwirtschaft auf europäischer Ebene gemeinsam beschleunigt werden muss, es derzeit jedoch an klar definierten politischen Rahmenbedingungen fehlt. Das gilt auf europäischer sowie auf nationaler Ebene. Ohne eindeutig klare Fördermechanismen sind erforderliche Investitionen schwer bis gar nicht umsetzbar. Unklare Rahmenbedingungen führen zu Unsicherheiten hinsichtlich Vergütung, „Farbenlehre“ beim Wasserstoff und Absatzmöglichkeiten.
Darüber hinaus wurde hervorgehoben, dass auch zukünftig weiterhin massiv für die gesellschaftliche Akzeptanz beim Ausbau der Erneuerbaren geworben werden muss, um dem politischen und gesellschaftlichen Konsens entsprechend, vor allem grünen Wasserstoff produzieren zu können. 

Podiumsdiskussion
© Anette Hammer/Freistil Fotografie

Nur durch die Aufklärung aller gesellschaftlichen Gruppen und durch ein breites Verständnis, lassen sich die ehrgeizigen Ziele im erforderlichen Zeitrahmen, der durch die aktuellen politischen Entwicklungen noch dringlicher geworden ist, durchsetzen.
Darüber hinaus sahen die Verbändevertreter Bedarf in der Aus- und Weiterbildung. Qualifiziertes Personal für den Betrieb innovativer Anlagen ist entlang der gesamten Wertschöpfungskette unerlässlich und ebenfalls ein wesentlicher Faktor für die Transformation hin zu einer erfolgreichen Wasserstoffwirtschaft.

Das sich anschließende Vortrags- und Workshop-Programm war vor allem markt- und projektorientiert und behandelte Themen von Leitprojekten des BMBF bis hin zu Anwendungsbeispielen auf lokaler Ebene, Transport von Wasserstoff und zu modular aufgebauten Elektolyseuren, ergänzt durch politische und rechtliche Rahmenbedingungen. So wurde z.B. im Beitrag zum Wuppertaler Wasserstoffmodel deutlich, welche Schwierigkeiten hinsichtlich unklar definierter Rahmen- und Förderbedingungen bei der Erzeugung und Verwendung entstehen können: Wann ist Wasserstoff (noch) grün? Mit welcher der Wasserstoffproduktion zugrunde liegenden Energie kann welcher Wasserstoff erzeugt und wie verwendet, bzw. vermarktet werden? Diese und weitere Fragen wurden in den Vorträgen vorgestellt und von den Teilnehmern lebhaft diskutiert. Es hat sich gezeigt, dass an vielen Stellen Forschungs- und Entwicklungsarbeit erforderlich ist, damit auch den politischen Entscheidungsträger Handlungsfelder aufgezeigt werden können. Es gilt genau zu definieren, was z.B. „H2-Readiness“ bedeutet und wie Wasserstoff sinnvoll in der Industrie, der Mobilität und in Privathaushalten zum Einsatz kommen kann. So könnte z.B. ein von vgbe energy geplantes Projekt „Prosum H2“ dazu beitragen, Produktions- und Nutzungsmöglichkeiten von Wasserstoff an Standorten von Grubengasmotor im Ruhrgebiet unter Nutzung vorhandener Infrastruktur zu demonstrieren und somit einen wesentlichen Beitrag zum Strukturwandel leisten.

Der erste Veranstaltungstag wurde vor der historischen Kulisse des alten Bahnhofs Kupferdreh mit einem „Wasserstoffstammtisch“ abgerundet. Hier hatten die Teilnehmer ausreichend Gelegenheit, die fachlichen Diskussionen des Tages fortzuführen und vor allem durch das „Business-Speed-Dating“ ihre Netzwerke auszubauen.

Der erste Branchentag Wasserstoff wurde von den Teilnehmern, Vortragenden und Veranstaltern gleichermaßen als sehr erfolgreich bewertet. Ein zweiter Branchentag Wasserstoff mit anschließendem „Wasserstoffstammtisch“ ist für den 28./29.März 2023 geplant.