Skip to content

Review vgbe-Fachtagung „Dampfturbinen und Dampfturbinenbetrieb“

Mit rund 260 Teilnehmenden aus dem In- und Ausland und einer begleitenden Fachausstellung mit 37 Ausstellern hat die Veranstaltung vom 14. bis 15. Juni 2022 in Köln stattgefunden.

Nach dem pandemiebedingten Ausfall der Dampfturbinentagung in 2020 und einer online-Dampfturbinenveranstaltung im vergangenen Jahr, wurde in diesem Jahr die Tagung erneut in Präsenz durchgeführt, damit der sonst übliche zwei-Jahres-Rhythmus wieder eingehalten werden kann. Mit rund 260 Teilnehmenden aus dem In- und Ausland und einer begleitenden Fachausstellung mit 37 Ausstellern hat die Veranstaltung vom 14. bis 15. Juni 2022 in Köln stattgefunden.

Die hohe Teilnehmerzahl und die große Fachausstellung unterstreichen einerseits die Bedeutung dieser vgbe-Tagung und andererseits das große Interesse an einer Präsenzveranstaltung. Neben der fachlichen Bedeutung wurde dieser Aspekt bereits in der Eröffnungsrede von Hartmut Strangfeld besonders hervorgehoben: „Eine Veranstaltung wie die Fachtagung Dampfturbine lebt nicht nur von den fachlichen Inhalten, sondern in besonderer Weise von den zwischenmenschlichen Kontakten, vom Networking und dem gemeinsamen Erleben.“

Für das Networking und die persönliche Kontaktpflege wurde bei dieser Veranstaltung zusätzlicher Raum geschaffen: Ein spezieller „vgbe Meeting Point“ mit Vertretern der vgbe-Technical Group „Dampfturbinen“ bot Gelegenheit zum gezielten fachlichen Austausch und zur detaillierten Information über die Aktivitäten und Projekte dieses vgbe-Gremiums.

Im diesjährigen Vortragsprogramm wurden schwerpunktmäßig folgende Themen behandelt:

(v.l.n.r.) Dr. Jens Göhler und Christian Frank

Das Thema Instandsetzung wurde z.B. in einem Vortrag von Dr. Jens Göhler und Christian Frank behandelt. Es wurden innovative Reparaturlösungen an stationären und rotierenden Bauteilen von Industriedampfturbinen mit mobiler Lasertechnologie anschaulich vorgestellt. Bei dieser Technologie kommen auf Dioden gepulste Faserlaser Yt-YAG mit einer Wellenlänge von 1070 nm zum Einsatz und ermöglichen die schweißtechnische Bearbeitung einer großen Bandbreite von Werkstoffen und Legierungen. Eine Besonderheit dieses Verfahrens ist der mögliche Verzicht der Wärmenachbehandlung des Bauteils, wie sonst bei konventionellen Schweißverfahren zwingend erforderlich.

Das Thema „Reverse Engineering“ wurde unter anderem in einem Beitrag von Dr. Stephan Schwab adressiert. Für den Bereich Dampfturbine wurde die prinzipielle Vorgehensweise des Reverse-Engineering-Prozesses beschrieben und anhand von mehreren Projekten wurden Beispiele aus der Praxis erläutert. Sollen beim Reverse Engineering Bauteile modifiziert werden, kann dies unter anderem mit Hilfe der numerischen Analyse umgesetzt werden. Dadurch wird der sichere Turbinenbetrieb mittels Festigkeitsanalysen und rotordynamischen Betrachtungen gewährleistet. Durch strömungsmechanische Analysen kann darüber hinaus auch die Energieumwandlung innerhalb der Dampfturbine optimiert werden.

Anlagenoptimierung, Erhöhung der Verfügbarkeit und optimierte Zustandsüberwachung sind stets Themen die weit oben auf der Agenda stehen. In einem Vortrag von Clemens Bueren et al wurden die Möglichkeiten des Betriebsauswuchtens unter der Überschrift „Kleine Masse, große Wirkung“ diskutiert. Beim Auswuchten von Dampfturbinen handelt es sich um eine seit langem erprobte Möglichkeit zur Verbesserung der Schwingungsamplitude, bzw. des Laufverhaltens der Turbine. Die Vortragenden haben die Bedeutung der sorgfältigen Analyse, Voraussetzung für die erfolgreiche Verbesserung des Schwingungs- und Betriebsverhaltens, vor dem eigentlichen Auswuchten hervorgehoben. Dazu sind erprobte und geeignete Messinstrumente sowie qualifiziertes Personal erforderlich, das in enger Abstimmung mit dem Betreiber und Schwingungsexperten das Auswuchten vorbereitet und durchführt, um so ein gutes Betriebsverhalten zu sichern.

TechnD
vgbe-technische Dienste leisten wertvolle Unterstützung beim effizienten und störungsfreien Turbinenbetrieb

Das Expertenteam der vgbe-Technischen Dienste war ebenfalls auf der Tagung vertreten. Dr. Christian Ullrich, Geschäftsführer der vgbe-service GmbH und Leiter der vgbe-Technischen Dienste, hat einen Vortrag zu „Schäden durch Spannungsrisskorrosion (SpRK) an Turbinen und Kompressoren“ gehalten. In der Vergangenheit wurde SpRK als eine Ursache von frühzeitigem Turbinenversagen identifiziert. Drei ungünstige Bedingungen, die sich wechselseitig beeinflussen – Auftreten eines kritischen flüssigen Mediums, Vorliegen eines sensiblen Werkstoffzustands und Zugspannung in ausreichender Höhe –, können zu SpRK führen. Anhand von drei Schadensbeispielen wurde dargestellt, wie betriebliche Gründe (z.B. schlechte Dampf- und Luftqualität, unzureichend ausgeführte Instandhaltungsmaßnahmen) Bedingungen schaffen, die zu SpRK führen. Die vgbe-Technischen Dienste können hier einen wertvollen Beitrag leisten, um das entstehen derartiger ungünstiger Bedingungen zu vermieden.

Während der Pausen gab es reichlich Gelegenheit, die gut aufgestellte Fachausstellung zu besuchen. Hersteller und Serviceunternehmen haben ihre Produkte und Dienstleistungen präsentiert und konnten alte und neue Kontakte pflegen und die Diskussionen aus dem Plenum fortsetzen und vertiefen. Der hohe Wert des bereits zu Beginn der Veranstaltung hervorgehobenen Networkings ist auch stets in der Fachausstellung von besonderer Bedeutung. Dabei geht es derzeit auch um den Generationenwechsel in den Unternehmen. Erfahrene Kollegen:innen scheiden altersbedingt aus und werden durch jüngere Nachfolger:innen ersetzt. Der Erfahrungsaustausch am Rande von Fachtagungen dient dementsprechend auch einer Art „Wissensmanagement“ und dem Erhalt langjähriger, gut funktionierender Business-Partnerschaften.

Auch die vgbe-Community musste Abschied nehmen: Nachdem Peter Richer von 1999 bis 2021 als Dampfturbinen-Referent bei vgbe energy e.V. tätig war, wechselt er nun in den Ruhestand. Mit Peter Richter verliert die vgbe-Community einen erfahrenen und humorvollen Dampfturbinen-Experten mit hoher fachlicher Expertise und Reputation.

vgbe energy e.V. freut sich jedoch, mit Anna-Maria Mika, die bereits seit Juli 2021 im Verband tätig ist, eine neue Dampfturbinenexpertin beim vgbe begrüßen zu können. Anna-Maria Mika tritt die Nachfolge von Peter Richter an und erweist sich durch ihr Maschinenbaustudium an der TU Braunschweig, Fachrichtung Energie- und Verfahrenstechnik, als ehemalige Projektleiterin im Bereich Revision Turbomaschinen, Konstruktionsingenieurin für Schraubenverdichter und Expertin für Ersatzteilempfehlungen bei Revisionen von Turbosträngen als ausgewiesene und erfahrene Dampfturbinenexpertin, um die erfolgreiche Arbeit von Peter Richter beim vgbe energy e.V. fortsetzen zu können.

Verabschiedung Peter Richter
Anna-Maria Mika, seit Juni 2021 Dampfturbinenexpertin beim vgbe

Auch die diesjährige Dampfturbinentagung wurde von einem willkommenen Rahmenprogramm begleitet. Bei frühsommerlichen Temperaturen hatten Teilnehmer und Aussteller bei einer Rheinschiffahrt Gelegenheit, den kollegialen Austausch zu vertiefen und Peter Richter in angenehmer Atmosphäre zu verabschieden.

Das vgbe-Tagungsteam bedankt sich herzlich bei allen Teilnehmenden, Vortragenden und Ausstellern für ihre Teilnahme und Unterstützung und freut sich auf die nächste vgbe-Dampfturbinentagung, die turnusgemäß vom 28./29. Mai 2024 in Würzburg stattfinden wird.

Informationen dazu werden rechtzeitig auf dem vgbe-Veranstaltungsportal und im vgbe energy journal gegeben.