Skip to content

Review: Flue Gas Cleaning Workshop 2025 | mehr

Fortschritte, Herausforderungen und neue Perspektiven
In elf Fachvorträgen wurde ein fundierter Überblick über den aktuellen Stand der Technik sowie zukünftige Herausforderungen in der Rauchgasreinigung vermittelt.
Der diesjährige Flue Gas Cleaning Workshop hat vom 21. bis 22. Mai 2025 in der lettischen Hauptstadt Riga stattgefunden. In elf Fachvorträgen wurde ein fundierter Überblick über den aktuellen Stand der Technik sowie zukünftige Herausforderungen in der Rauchgasreinigung vermittelt.

Fachliche Einblicke und Schwerpunkte

NOx-Minderung
Neueste Erkenntnisse zum Stand der SNCR-Technologie (Selektive nichtkatalytische Reduktion) sowie praxisnahe Erfahrungen zur Auslegung und Anwendung der SCR-Technologie (Selektive katalytische Reduktion) – sowohl im Energie- als auch im Industriesektor – wurden vorgestellt.

SO₂, SO₃ und Staubemissionen
In mehreren Beiträgen wurden Möglichkeiten zur weiteren Emissionsminderung aufgezeigt, z.B. durch gezielte Rauchgasaufbereitung oder die Optimierung von Düsenkonfigurationen in Rauchgasentschwefelungs (REA)-Wäschern.

CO₂-Abscheidung – Vorbereitung ist alles
Ein zentrales Thema war die notwendige Vorreinigung von Rauchgasen vor der CO₂-Abscheidung mittels Aminwäsche. Hierbei müssen insbesondere SO₃ und NOx effizient entfernt werden, um Aminabbau und unerwünschte Nebenemissionen wie Monoethanolamin, Nitrosamine und Nitramine oder Ammoniak zu vermeiden. Die Abkühlung der Rauchgase < 40 °C stellt eine weitere technische Herausforderung dar.

Wärmerückgewinnung und Kondensation
Die Möglichkeit zur Wärmerückgewinnung aus feucht gewaschenen Rauchgasen durch Wasser-Kondensation war von besonderem Interesse. Dabei werden erhebliche Energiemengen (Wärme) in Kombination mit Wärmepumpen zurückgewonnen. Besonders in den nordischen Ländern wurden bereits erfolgreiche Großanwendungen umgesetzt. Dadurch wird der thermische Wirkungsgrad deutlich verbessert. Das durch die Wärmerückgewinnung erzielte Temperaturregime im Rauchgas ist ebenfalls optimal für die CO₂-Abscheidung.

PFAS-Emissionen (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen) – ein drängendes Thema
Ein innovativer Beitrag widmete sich erstmals der Problematik von PFAS-Emissionen aus Müllverbrennungsanlagen (MVA). Eine breit angelegte Messkampagne beleuchtete die Freisetzung dieser schwer abbaubaren Stoffe über Asche, Abwasser und Rauchgase. Der Vortrag offenbarte eindrücklich die tiefgreifenden Belastungen sowohl für die Umwelt als auch für den menschlichen Organismus.
Erste Pilotanlagen zur Entfernung Per- und Polyfluoralkylsubstanzen sind bereits in Betrieb. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass bestehende MVA zur Reduzierung bestimmter PFAS-Verbindungen beitragen. Die Arbeit hat jedoch auch gezeigt, dass die aktuellen Nachweismethoden unzureichend sind und die Protokolle für eine zuverlässige PFAS-Analyse verbessert und harmonisiert werden müssen.
Die PFAS-Thematik hat darüber hinaus deutlich gemacht, dass technische Lösungen einerseits zwar wichtig sind, aber andererseits auch ein grundlegendes Umdenken im Umgang mit derartigen Substanzen notwendig ist.

Umrüstung auf 100 % Biomasse
In einigen Beiträgen wurde die Brennstoffumstellung bestehender Kohlekraftwerke auf reine Biomassefeuerung mit entsprechenden Anpassungen in der Rauchgasreinigung thematisiert. Dazu zählen die Nachrüstung der REA sowie der Schutz des SCR-Katalysators vor schneller Deaktivierung.

Diskussion und Ausblick
Die Beiträge wurden intensiv diskutiert. In einer abschließenden Diskussionsrunde wurde die zukünftige Rolle der Rauchgasreinigung kritisch betrachtet. Übereinstimmung herrschte darüber, dass aufgrund der zu erwartenden Stilllegung zahlreicher Kohlekraftwerke ein Rückgang des Neubaus klassischer Rauchgasreinigungsanlagen zu erwarten ist. Dennoch bleibt die Rauchgasreinigung für bestehende kohle-, gas- und biomassebefeuerte Anlagen sowie Müllverbrennungsanlagen essenziell. Zudem wird sie eine Schlüsselrolle im Zusammenspiel mit CO₂-Abscheidungstechnologien spielen. Die klassische Rauchgasreinigung und CCUS (Carbon Capture and Storage) werden zunehmend als integrierte Systeme betrachtet.

Der Austausch unter den Teilnehmenden war durchweg konstruktiv.

Darüber hinaus sind konkrete Betreiberlösungen hervorzuheben, unter anderem von AS Latvenergo, die neben innovativen Technologien von Dienstleistern vorgestellt wurden.

Der persönliche und fachliche Austausch beim gemeinsamen Abendessen und einer Sightseeing-Tour durch die Altstadt von Riga wurde ebenfalls wieder intensiviert.
Ein weiteres Highlight des diesjährigen Workshops war der Besuch des Latvenergo Kraftwerks TEC-2 bei Riga, das in den 1970er-Jahren gebaut wurde und mittlerweile als das leistungsstärkste Kraftwerk Lettlands gilt.
Es handelt sich um ein GuD-Kraftwerk (Gas- und Dampfturbinenkraftwerk) mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), das sowohl elektrische Energie als auch Fernwärme für die Region Riga bereitstellt. Die Anlage besteht aus mehreren Blöcken, die im Laufe der Zeit modernisiert wurden, unter anderem mit hocheffizienten Gas- und Dampfturbinen. TEC-2 spielt eine zentrale Rolle in der lettischen Energieinfrastruktur und trägt wesentlich zur Versorgungssicherheit und zur Effizienzsteigerung des lettischen Energiesystems bei.

Fazit
Der Flue Gas Cleaning Workshop 2025 war eine rundum gelungene Veranstaltung mit technischem Tiefgang, neuen Perspektiven und klarem Blick auf die Herausforderungen der Zukunft. Die enge Verknüpfung klassischer Rauchgasreinigung mit CO₂-Abscheidung und neuen Umweltanforderungen wird die Branche weiterhin prägen.

Das vgbe-Team bedankt sich bei allen Vortragenden und Teilnehmenden, die maßgeblich zum Gelingen des Workshops beigetragen haben.

Außerdem gilt unserer ganz besonderer Dank AS Latvenergo für die freundliche Unterstützung bei der Organisation des Workshops und die beeindruckende und sehr informative Besichtigung des Kraftwerks TEC-2.