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Review vgbe-Konferenz Instandhaltung in Kraftwerken 2023

Der zuverlässige und sichere Anlagenbetrieb hat beim vgbe einen hohen Stellenwert, dementsprechend steht die Instandhaltung weit oben auf der Agenda.
Die vgbe-Konferenz Instandhaltung in Kraftwerken hat am 8. und 9. März in Karlsruhe mit rund 170 Teilnehmenden aus dem In- und Ausland stattgefunden.
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Der zuverlässige und sichere Anlagenbetrieb hat beim vgbe einen hohen Stellenwert, dementsprechend steht die Instandhaltung weit oben auf der Agenda. Die Ereignisse des letzten Jahres und die damit einhergehenden Herausforderungen, denen sich die Energiebranche durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine stellen musste, hat die Themen rund um die Instandhaltung noch weiter in den Fokus gerückt. Durch den Wegfall der russischen Erdgaslieferungen mussten konventionelle Anlagen, die bereits vom Netzt genommen worden waren, wieder angefahren und in den Markt gebracht werden. Die dazu erforderlichen kurzfristigen Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten haben die Betreiber teils mit erheblichen Problemen konfrontiert. In diesem Zusammenhang sind Stichpunkte wie die Verfügbarkeit von geeignetem Personal und die Beschaffung von Material zu nennen. Der wirtschaftliche Druck auf die Instandhaltung hat somit einen anderen Fokus bekommen. Galt es bisher die Anlagen mit einem minimalen Budget auf einen Stilllegungszeitpunkt hinzuführen, steht nunmehr die Verfügbarkeit der Energieanlagen inklusive des minimalen Budgets wieder im Fokus.
Dr. Georgios Stamatelopoulos

In seinem Eröffnungsvortrag hat Dr. Georgios Stamatelopoulos, COO Generation & Trading EnBW Energie Baden-Württemberg AG und vgbe-Vorstandsvorsitzender, zur „Situation der deutschen und europäischen Energiewirtschaft und zukünftige Herausforderungen“ die aktuelle Energiepolitik beleuchtet. Der vgbe-Vorstandsvorsitzende erläuterte, dass die politischen Ziele im Hinblick auf den massiven Ausbau der Erneuerbaren und den Markthochlauf von Wasserstoff mit entsprechenden politischen Rahmenbedingungen, wie Ausweisung geeigneter Flächen, beschleunigte Genehmigungen usw. technisch umsetzbar seien.

Gas wird weiterhin als Brückentechnologie dienen, um die Einspeisung fluktuierender Erneuerbarer ausgleichen zu können und zukünftig durch Wasserstoff abgelöst, der in bestehenden Gaskraftwerken zum Einsatz kommen kann, so der vgbe-Vorstand. Aus dieser Situation ergeben sich auch Instandhaltungsentscheidungen für die nahe Zukunft.

Hervorzugeben ist unter anderem der Beitrag von Sascha Straßburg, der in seinem Beitrag „Ertüchtigung der Abgaskompensatoren im GuD Kraftwerk“ eindrucksvoll geschildert hat, wie die Abgaskompensatoren an zwei Gasturbinen, die zu versagen drohten, zeitnah instandgesetzt wurden.

Durch die Wärmeausdehnungen der Kompensatoren wurden die mehrlagigen Wellen durch das darüberliegende Trennblech beschädigt. Ein 1:1 Austausch der Abgaskompensatoren war aus Platzgründen nahezu unmöglich und hätte zudem ein erhebliches zusätzliches Zeitfenster innerhalb einer Großrevision erfordert. Bei einer Havarie hätte mit einem Anlagenstillstand von über sechs Monaten gerechnet werden müssen.

Das Problem konnte durch die Montage eines Weichstoffkompensators oberhalb des bestehenden Wellenkompensators aus Stahl gelöst werden. Die Lösung, die innerhalb von zehn Tagen im Rahmen einer Revision realisiert werden konnte, hat auch den Turbinenhersteller überzeugt, und dort zu Überlegungen geführt, Weichstoffkompensatoren zukünftig standardmäßig einzusetzen. In dem Vortrag wurde die Entwicklung dieser pragmatischen Lösung, sowie Highlights der Montage und das Endergebnis dargestellt.

Weitere Projekte aus der Praxis wurden von Andreas Hemker in seinem Beitrag „Praktische Umsetzung von Bauwerks- und Anlagenprüfung an ausgewählten Beispielen“ vorgestellt.

Bauwerke unterliegen Alterungsphänomene in gleicher Wiese wie Produktionsanlagen und Maschinen. Entsprechend der Gesetzgebung und europäischer Baunormen, sind Betreiber zur ordnungsgemäßen Instandhaltung ihrer baulichen Anlagen bzw. Produktionsanlage während der gesamten Lebensdauer verpflichtet. Für Bauwerke in Industrie- und Kraftwerksanlagen hat der vgbe energy e.V. einen Standard (VGB-S-044-00-2019-05-DE: Leitfaden für das Lebensdauermanagement von Bauwerken in Industrie- und Kraftwerksanlagen) zur praktischen Umsetzung der Richtlinie VDI 6200 im Rahmen eines ganzheitlichen Lebensdauermanagement (LDM) erarbeitet. Dem Standard liegen sämtliche Instrumente der Instandhaltung, wie z.B. regelmäßige Rundgänge, Wartung, Inspektion und Instandsetzung sowie ggf. auch Ertüchtigung während der Betriebsphase, zugrunde. Durch die systematische Überprüfung der vorhandenen bautechnischen Systeme wird die Tragfähigkeit, Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit und somit die Verkehrssicherheit und Verfügbarkeit sichergestellt.

Andreas Hemker hat in seinem Beitrag ausgeführt, wie nach dem Managementsystem PDCA-Zyklus – Plan-Do-Check-Act – vorhandene Schäden erfasst und die Instandsetzung nachverfolgt wird. Mithilfe eines unternehmensinternen Systems können Auffälligkeiten direkt vor Ort bewertet werden. Regelmäßige Bauwerksprüfung werden in vielen Fällen auch mit anstehenden Instandsetzungsarbeiten verknüpft. Am Beispiel einer Prüfung der Schalenstützen eines Kühlturms und der sich direkt daran anschließenden Ad-hoc-Instandsetzung wurde die gesamtheitliche Abarbeitung erläutert.

Vor allem die Beiträge mit direktem Praxisbezug wurden intensiv von den Teilnehmenden diskutiert.

Raum für intensives Networking und das Auffrischen bestehender Kontakte wurde bei der Abendveranstaltung am Mittwochabend gegeben.

Das vgbe-Veranstaltungsteam bedankt sich bei allen Vortragenden, Teilnehmenden und Ausstellenden für ihre wertvollen Beiträge, zu dieser gelungenen Veranstaltung, auf der die Bedeutung von optimierter Instandhaltung erneut deutlich zum Ausdruck gekommen ist.

Die nächste vgbe-Veranstaltung „Instandhaltung in Kraftwerken“ ist für den März 2025 in Magdeburg geplant.