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Review vgbe-Fachtagung „Thermische Abfall-, Klärschlammbehandlung und Wirbelschichtfeuerungen 2025“ | mehr

Brennstoffhandling, Phosphorrecycling, Drohnennutzung: Die Herausforderungen und Rahmenbedingungen in der thermischen Abfall- und Klärschlammbehandlung sind vielfältig.

Dort, wo das einstige Gaswerk seit seiner Inbetriebnahme 1896 bis in die 1960er Jahre hinein für die Menschen in Hamburg eine wesentliche Rolle spielte, kamen am 25. November 2025 rund 150 Interessierte aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen. Dank einer beeindruckenden Verwandlung des Gaswerks in ein denkmalgeschütztes Designhotel mit offenen Rohrleitungssystemen und Stahlkonstruktionen war die Atmosphäre bereits von Beginn an eine Besondere.

Nach der offiziellen Begrüßung durch Dr. Thomas Eck und Tagungsreferentin Verena Quiskamp – beide vgbe energy e.V. – im großen Konferenzsaal führten Peter Knapp (MVV Energie AG) und Dr. Yves Noël (RheinEnergie AG) als Moderatoren und Sektionsleiter durch 16 Vorträge, aufgeteilt in fünf Sektionen:

    • Regulatorische Entwicklung
      Mit Vorträgen u.a. zu aktuellen Entwicklungen im Emissionshandel, zur novellierten Bundesimmissionsschutzverordnung und zu Zweifelfragen des immissionsschutzrechtlichen Vollzugs.
    • Abgas- und Brüdenstrom
      Mit Vorträgen u.a. zur Phosphorrückgewinnung, zu Verfahren der Rauchgasreinigung und CO2-Abscheidung und zu Korrosion und möglichen Gegenmaßnahmen.
    • Künstliche Intelligenz und Digitalisierung
      Mit Vorträgen u.a. zur intelligenten Innenrauminspektion, zur optischen Zustandsüberwachung via Drohneneinsatz und zur KI-gestützten Erkennung gefährlicher Gegenstände in Verbrennungsanlagen.
    • Feuerfest
      Mit Vorträgen u.a. zum Einsatz der Finite-Elemente-Methode, Feuerfestigkeit in Rostfeuerungen und die heizwertbasierte Brennstoffsteuerung in einer Wirbelschichtfeuerung.
    • Betriebserfahrungen
      Mit Vorträgen u.a. zum Bau und Betrieb der Klarschlammverbrennungsanlage Hannover-Lahe und dem Bau des Müllheizkraftwerks Hamburg-Stapelfeld.

Für einen Einblick in die fachlichen Inhalte der Konferenz stellen wir hier einige Beiträge exemplarisch vor:

Marie Kaiser, CheMin GmbH: Ursachen von Schwefel- und Salzsäurekorrosion und mögliche Gegenmaßnahmen
Korrosion im kalten Teil einer Anlage ist immer verknüpft mit lokalen Anreicherungen spezifischer Salze oder Säuren. Durch die Erschließung neuer, relativ niedriger Temperaturniveaus gewinnt dieses Thema an Relevanz. In ihrem Vortrag führte Marie Kaiser zunächst umfassend und verständlich in die Thematik ein und zeigte anhand konkreter Praxisbeispiele und eigener Untersuchungsergebnisse typische Schadensmuster und deren Ursachen detailliert auf. Auch geeignete Schutzmaßnahmen wurden vorgestellt: spezielle Beschichtungen, der Einsatz korrosionsbeständiger Werkstoffe sowie konstruktive Anpassungen.

Markus Rost, Constructure GmbH: Optische Zustandsüberwachung eines Mauerwerkkamins via Drohnenflug und Künstlicher Intelligenz sowie Susanne Kumm, InspecDron GmbH: Intelligente Innenrauminspektion im Müllheizkraftwerk
Für Inspektionen von sehr hohen oder schwer zu erreichenden Bauwerken, bei denen eine Prüfung mit sehr hohen Kosten verbunden ist, bieten Drohneninspektionen seit einigen Jahren eine wirksame und kostengünstige Alternative in der Revisionsplanung und Instandhaltung. Neu hinzu kommen KI-basierte, automatisierte Programme zur Erkennung von Schadensbildern. Der Wegfall teurer Baugerüste bzw. aufwendiger Einhausungen würde neben finanzieller Mittel auch personelle Ressourcen freilegen – es sei stets eine Kombination aus IT, Künstlicher Intelligenz und menschlicher Ingenieurskompetenz gefragt, so das übereinstimmende Fazit in den Kurzvorträgen von Susanne Kumm und Markus Rost.

Mareike Weidemann, enercity contracting: Was Sie wissen sollten, wenn Sie eine Klärschlammverwertungsanlage planen oder bauen
Die mit Abstand stärksten (und lautesten) Reaktionen im Publikum löste der Vortrag von Mareike Weidemann aus. Mit geradezu trockenem Humor bei gleichzeitig fachlicher Souveränität führte die junge und gleichzeitig sehr erfahrene Bereichsleiterin durch eine Folienpräsentation von hohem Unterhaltungswert. Weidemann wollte mit eingängigen Fotos nebst fettgedruckten Botschaften alle anwesenden Branchenkollegen vor Problemen und Pannen warnen, die während des Baus und der Inbetriebnahme der KVA Hannover-Lahe aufgetreten sind. Bis zum Stichtag 30.09.2025 wurden in der KVA Lahe in Summe 250.000 Tonnen Klärschlamm verbrannt und 96.000 MWh Fernwärme produziert. Die ersten beiden Betriebsjahre waren aber auch geprägt von Problemen, die u.a. zu 5.500 h ungeplanter Stillstände geführt haben. Für die Art des Vortrags und mehr noch für die Bereitschaft, Herausforderungen offen auf einer Tagung zu präsentieren damit andere es besser machen können, bekam Weidemann großen Applaus und zahlreiche interessierte sowie lobende Wortmeldungen aus den Reihen.

Ausstellung, Networking und Abendveranstaltung im Gastwerk Hotel

Gesprächsstoff über die Verwertungs- und Feuerungsanlagen gab es reichlich – entsprechend rege verlief der Austausch zwischen Betreibern, Dienstleistern und bekannten Gesichtern der Branche. Dr. Thomas Eck: „Jeder fühlte sich angenommen, alle freuten sich auf das Wiedersehen. Die Teilnehmer konnten bei exquisitem Essen Fachgespräche führen und in den Pausen die Aussteller im Foyer kennenlernen.“ Mit insgesamt zwölf Sponsoren und Ausstellern war die Auswahl an Gesprächen über neue Produkte und Dienstleistungen in diesem Jahr besonders groß. Mit dabei waren Vertreter von CMV Systems, Explosion Power, iqony, J+G Refractories, KWS, Martin, Meeraner, online cleaning technologies, OptiOil, Power Service Solutions, Turbonik und WasteAnt.

Von der Theorie in die Praxis: Zu Besuch in Hamburger Betrieben

Das abschließende Highlight nach zwei starken Konferenztagen war der Vor-Ort-Besuch zweier Anlagen zur gemeinsamen Führung durch den Betrieb: das Müllheizkraftwerk Stapelfeld, welches kurz zuvor im Abschlussvortrag vorgestellt wurde, und die Klärschlammverwertung Vera I und II. Dazu vgbe-Referentin Verena Quiskamp: „Solche organisierten Anlagenbegehungen sind selten und entsprechend sehr begehrt. Sie sind eine gern genutzte Gelegenheit, die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen der Branche vor Ort kennenzulernen und direkt in der Anlage Themen oder Fragen zu diskutieren.“

Die gesamte Fachkonferenz mit Vortragsreihen, Abendveranstaltung und Anlagenbesichtigungen war ein voller Erfolg. Das vgbe-Team dankt allen Vortragenden, Teilnehmenden und ausstellenden Unternehmen für ihre engagierten Beiträge und die offenen, wertschöpfenden Diskussionen, die das Gelingen der Veranstaltung maßgeblich geprägt haben. Der nächste Termin, voraussichtlich in zwei Jahren, wird rechtzeitig auf dem vgbe-Eventkalender und LinkedIn bekanntgegeben.