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Review vgbe Congress 2024: „Energiewende und Herausforderungen an die Versorgungsketten – Mission impossible?“

Der diesjährige vgbe Congress stand unter dem Motto „Energiewende und Herausforderungen an die Versorgungsketten – Mission impossible?“. Traditionell wurde auch dieser Congress vom vgbe-Vorstandsvorsitzenden Dr. Georg Stamatelopoulos eröffnet.
Der diesjährige vgbe Congress 2024 stand unter dem Motto „Energiewende und Herausforderungen an die Lieferketten – Mission impossible?“. Traditionell wurde auch dieser Congress vom vgbe-Vorstandsvorsitzenden Dr. Georg Stamatelopoulos eröffnet. In seiner Rede adressierte er die wesentlichen Aspekte der Energiewende, wie den Kapitalbedarf, politische Rahmenbedingungen sowie Herausforderungen bei Lieferketten und Fachkräftemangel.

Dr. Stamatelopoulos betonte, dass die Energiebranche im vergangenen Jahr ihren Beitrag zum Klimaschutz und zur erneuerbaren Stromerzeugung geleistet habe, wobei im ersten Halbjahr 2024 rund 74 % der Stromerzeugung EU-weit durch klimaschonende Energien erfolgte. Er erläuterte, dass die Energiewende eines der größten und wichtigsten Gemeinschaftsprojekte sei und es entscheidend sei, die Vorteile einer klimafreundlichen Energieversorgung in den Vordergrund zu rücken, wobei tragfähige und mutige Entscheidungen mit breiter Akzeptanz erforderlich seien. Gleichzeitig gelte es, die Kosten für die Energiekunden bezahlbar zu halten und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Problematisch seien jedoch das Fehlen verlässlicher politischer Rahmenbedingungen – in Deutschland zum Beispiel der Kraftwerksstrategie –, die dringend erforderlich seien, um die notwendigen Projekte zeitnah umsetzen zu können.

Dr. Georg Stamatelopoulos, vgbe-Vorstandsvorsitzenden

Im Hinblick auf die Aktivitäten von vgbe hob der Vorstandsvorsitzende das neue vgbe Competence Centre „Future Energy System“ hervor, das als „Home of New Technologies“ Innovationen im Bereich Flexibilität im Energiesystem, hybride Kraftwerkskonzepte, Strom- und Wärmespeicher, Energieeffizienz und Wasserstoff vorantreibt und unterstützt.

Neben den technischen Dienstleistungen der vgbe energy service GmbH, die ein wichtiger Bestandteil von vgbe energy sind, unterstrich Dr. Stamatelopoulos den Kern des vgbe energy e.V.: „Vernetzung“. vgbe sei eine Plattform für den Erhalt und Austausch von Know-how, und so diene auch der vgbe Congress dem Austausch innerhalb der Energiebranche sowie der persönlichen Inspiration.

Verleihung der vgbe-Awards

Nach der Eröffnung wurden die diesjährigen vgbe Awards in den Kategorien Innovation, Quality sowie Health & Safety verliehen.

Eine besondere Ehre war es für Dr. Stamatelopoulos, Professor Klaus Görner mit der goldenen vgbe-Ehrennadel auszuzeichnen. Professor Görner hatte bis 2023 den Lehrstuhl für Umweltverfahrenstechnik und Anlagentechnik an der Universität Duisburg-Essen inne und war im Energiesektor aktiv, unter anderem im Vorstand des Gas – und Wärme-Instituts Essen sowie bei Rhein-Ruhr-Power e.V. Seit 1999 war er Mitglied und später auch stellvertretender Vorsitzender des vgbe-Wissenschaftlichen Beirats. Zudem war er Mitglied des Kuratoriums der vgbe FORSCHUNGSSTIFTUNG und des Programmkomitees der vgbe-Kongresse.

(v.l.n.r.: Dr. Georg Stamatelopoulos, Prof. Klaus Görner, Dr. Oliver Then)

Professor Görner engagierte sich in zahlreichen Forschungsprojekten und legte großen Wert auf eine nachhaltige, wirtschaftliche, und technologieoffene Energieversorgung. Die Ausbildung und Förderung seiner Studierenden, denen er Offenheit gegenüber Technik und die Fähigkeit zu selbstständigem Handeln vermittelte, lag ihm besonders am Herzen. Seine Unterstützung von vgbe energy zeichnete sich stets durch großes Engagement und hohe Fachkompetenz aus.

Das Programm wurde mit Plenarvorträgen über die neuesten Entwicklungen in der europäischen und deutschen Energiepolitik sowie einer Keynote Speech von Dr. Frank Umbach zum Thema „European supply chain challenges – bottlenecks in energy and materials“ fortgesetzt.

Dr. Frank Umbach
Head of Research Eurepean Centre for Energy and Resource Security (EUCERS)
Es wurde dargestellt, dass in der deutschen und europäischen Wirtschafts- und Außenpolitik bislang ein ganzheitlicher Ansatz fehlte, was zu sicherheitspolitischen, wirtschaftlichen und energiepolitischen Abhängigkeiten führte, die es nun zu überwinden gälte. Frank Umbach fasste zusammen, dass es nun darum gehe, Sanktionen und Lieferkettenrisiken in Einklang zu bringen, die Diversifizierung bei kritischen Rohstoffen (CRM) sicherzustellen und deren EU-weite Förderung auszubauen. Er endete mit einem Appell, geopolitische Überlegungen und ihre Risiken in unternehmerische Entscheidungen einzubeziehen, da diese Schwachstellen in Organisationen und Lieferketten beeinflussen und die nationale wie auch EU-weite wirtschaftliche Sicherheit gefährden können.
Diese Aspekte wurden in der Panel-Diskussion „Challenges in the supply chain from a European perspective“ vertieft. Es wurde deutlich, dass die Energiewende eine Vielzahl unterschiedlicher, aber eng verknüpfter Aufgaben und Herausforderungen mit sich bringt. Damit die ambitionierten Klimaschutzziele und der Markthochlauf einer möglichst grünen Wasserstoffwirtschaft gelingen, sind zahlreiche Hürden zu überwinden. Es bedarf ausreichender Beschaffungs- und Produktionskapazitäten sowie entsprechend ausgebildeter Fachkräfte in Produktionsbetrieben, Behörden und Verwaltungen.

Der zweite Tag des Kongresses war von technischen Fragestellungen geprägt. In zwei parallelen Sektionen wurden Vorträge zu Themen wie dem Einsatz und der Einsatzbereitschaft von H2, der Rolle grüner Gase, der Optimierung von Betrieb und Wartung (O&M), dem dezentralen Einsatz von Wasserstoff sowie der Nutzung von Digitalisierung gehalten. Besonders interessant war der Vortrag von Professor Klaus Görner zum Thema „Grüne Zukunft für Bestandskraftwerke – welche Alternativen bieten alternative Brennstoffe?“. Möglichkeiten zur teilweisen oder vollständigen Substitution von Kohle durch Erdgas, LNG, Synthesegase, Wasserstoff und Ammoniak wurden von ihm eingehend analysiert.

Weitere Beiträge zu H2-ready-Projekten, wie der Vortrag von Mats Björkman über die Siemens Energy SGT-800 Gasturbine und Reihaneh Zohourians Beitrag zum „H2-Wyhlen“ Reallabor, wurden intensiv diskutiert. Trotz fehlender politischer Rahmenbedingungen und daraus resultierender fehlender Wirtschaftlichkeit fast aller vorgestellten Projekte sowohl national als auch auf EU-Ebene, herrschte insgesamt eine positive Stimmung in der Branche. Betreiber, Hersteller und Dienstleister sind bereit, die Herausforderungen aktiv anzugehen.

Wie bereits in der Eröffnungsrede betont, steht vgbe für „Netzwerken“. Diesem Aspekt wurde sowohl beim Get-together am Vorabend als auch bei der Abendveranstaltung nachgekommen. Die Teilnehmenden hatten die Gelegenheit zu einem Fototermin mit den „Langen Kerls“, den historischen Repräsentanten einer einzigartigen Einheit der preußischen Armee. Der Abend endete mit dem fachlichen und persönlichen Austausch im Krongut Bornstedt.
Das vgbe Congress-Team dankt allen Vortragenden und Teilnehmenden für einen erfolgreichen Congress und freut sich auf den nächsten vgbe Congress, der 2025 vom 24. bis 25. September in Wien stattfinden wird.