
- vgbe-BDEW-H2-Prozessleitfaden für den Umstieg der Strom- und Wärmeerzeugung auf den Betrieb mit erneuerbaren und CO2-freien Gasen
- Grundlage für die Herangehensweise an wasserstoffbasierte Strom- und gekoppelte Strom- und Wärmeerzeugung (KWK) wurde geschaffen und damit die Basis für künftige Auseinandersetzungen mit der Kraftwerksstrategie
Die Eindämmung des Klimawandels und die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels des Pariser Klimaschutzabkommens erfordern den raschen und konsequenten Ausbau der Erneuerbaren Energien – vornehmlich Wind und Sonne –, um die angestrebten Ziele, d.h. Klimaneutralität des europäischen Kontinents bis 2050, zu erreichen. Allein der Ausbau der Erneuerbaren Energien wird jedoch nicht ausreichen, dieses Ziel zu erreichen, da die Erneuerbaren als volatile Erzeugungskapazitäten nicht permanent die erforderliche Leistung erbringen. Die notwenige Residuallast muss durch flexible, und im Gegensatz zu Erneuerbaren, ständig verfügbare Kapazitäten ausgeglichen werden. In Deutschland wird diese witterungsunabhängige Residuallast derzeit noch von konventionellen kohle- oder gasgefeuerten Kraftwerken erbracht, bzw. es kommen Batterie- oder Pumpspeicher zum Einsatz, die z.B. bei Windflauten ihren Beitrag leisten. Da sich unter anderem durch die Dekarbonisierung der Industrie, die E-Mobilität, den vermehrten Einsatz von Wärmepumpen der Strombedarf in Zukunft noch weiter erhöhen wird, muss zusätzliche flexible Leistung durch den Einsatz möglichst grüner, d.h. auf Basis Erneuerbarer Energien erzeugter Gase, erbracht werden, um eine zuverlässige Versorgung jederzeit sicherzustellen. In einem klimaneutralen Energiesystem soll diese Aufgabe durch flexible und steuerbare Anlagen übernommen werden, die mit klimaneutralen Brennstoffen, vornehmlich grünem Wasserstoff (H2), betrieben werden können. In diesem Zusammen sind H2-Ready-Gaskraftwerke, die in Zukunft mit 100 % Wasserstoff gefeuert werden können, eine der wichtigsten Optionen.
Mit seinem bereits im September 2022 veröffentlichten „Positionspapier H2-Ready“ hat vgbe die technischen, wirtschaftlichen und regulatorischen Herausforderungen für die Wasserstoffnutzung im Energiesektor erläutert. Mit diesem Positionspapier hat der Verband zum einen den Begriff „H2-ready“ definiert und die Stufen hin zur 100%igen Nutzung von Wasserstoff in Gasturbinenanlagen dargestellt und zum anderen mit seinem ergänzenden vgbe-Factsheet: „H2-Readiness für Gasturbinenanlagen“ aufgezeigt, welche Herausforderungen bei der energetischen Nutzung von Wasserstoff aus Sicht der Betreiber von Gasturbinenanlagen im Detail bestehen. Darüber hinaus wurde in Vorbereitung auf die Auswirkungen des delegierten Rechtsaktes auf den Kraftwerksbestand und der Ausschreibung von H2-ready-Kraftwerken innerhalb der Kraftwerksstrategie deutlich, dass ein Bedarf für die Definition eben dieses technischen, regulatorischen und (genehmigungs-)rechtlichen Rahmens für den Transformationsprozess hin zu wasserstofffähigen Kraftwerken besteht. Dazu wurde der gemeinsame vgbe-BDEW Prozessleitfaden erstellt, der neben dem technischen Fokus des „vgbe-Positionspapiers H2-Ready“ einen sektorübergreifenden Ansatz verfolgt, der Politik, Regelsetzung, Umweltschutz, Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und technische Machbarkeit vereint. Mit dem verlinkten Prozessleitfaden ist es beiden Verbänden gelungen, die vielfältigen Herausforderungen in Bezug auf die Ausgestaltung der H2-Readiness in der Strom- und Wärmeerzeugung zu beschreiben und den Transformationsprozess in Richtung zunehmendem Einsatz von Wasserstoff vor dem Hintergrund notwendiger Planungs-, Genehmigungs- und Bauzeiten zu skizzieren. Im Ergebnis wird bestätigt, dass die politische, die technische, die regulatorisch/emissionsrechtliche und die Ebene externer Faktoren gemeinsam betrachtet werden müssen.
Die Entwicklungen werden vom vgbe und seinen Mitgliedern weiterhin aktiv begleitet, um den Weg hin zu einer klimaneutralen und nachhaltigen, bezahlbaren sowie sicheren Energieversorgung zu ebnen.