Skip to content

Ausgabe 8-2025

vgbe Congress 2025

Die Transformation des Energiesystems gehört zu den größten und komplexesten Vorhaben unserer Zeit. Sie verlangt nicht nur nach technischer Innovation, sondern auch nach einem tiefgreifenden Umdenken in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Ziel ist ein Energiesystem, das nicht allein die Klimaneutralität erreicht, sondern ebenso Versorgungssicherheit, Stabilität und Bezahlbarkeit gewährleistet. In Zeiten wachsender geopolitischer Spannungen und globaler Abhängigkeiten wird die Forderung nach einem resilienten, flexiblen und vernetzt gedachten Energiesystem drängender denn je.

Der vgbe Congress 2025 in Wien greift diese Fragen auf und bietet eine Plattform, auf der Fachleute aus aller Welt zusammenkommen, um Antworten zu entwickeln. Im Zentrum der Diskussion steht die zentrale Herausforderung, Energiewende und Bezahlbarkeit miteinander zu vereinbaren. Die Keynote „Energiewende und Bezahlbarkeit – wie bringen wir diese Ziele in Einklang?“ eröffnet den inhaltlichen Bogen, der sich durch alle Beiträge und Debatten des Kongresses zieht.

[weiter…]

Wie Simulatoren dabei helfen, eine komplexe Energieerzeugungsumgebung zu verwalten

Elisabeth Burghart, Sajesh Nambiar und Thi Quynh Do

Die europäischen Energieerzeugungsunternehmen stehen vor Veränderungen, die in Umfang und Reichweite beispiellos sind. Energieerzeuger stehen vor der Herausforderung, den höheren Energiebedarf zu decken, während die Produktion fossiler Brennstoffe aus politischen Gründen reduziert wird. In diesem Artikel untersuchen wir, wie Simulatoren zu einem wesentlichen Bestandteil von Lösungen für die Energieerzeugung geworden sind, und zeigen, wie die Steuerungslösung Omnivise T3000 von Siemens Energy mit integrierter Simulationsfunktion die wichtigsten Prioritäten von heute, von der Schulung bis zum Betrieb, erfüllen kann. Die Herausforderungen für Energieerzeuger entwickeln sich rasant: Sie benötigen Managementsysteme mit der Flexibilität und dem Entwicklungspotenzial, die erforderlich sind, um alle zukünftigen Anforderungen zu bewältigen.

Download Beitrag [1,0 MB]

RELY – Reliable Reinforcement Learning for Sustainable Energy Systems

Carlotta Tubeuf, Anton Maly, Hugo Götsch und René Hofmann

Im Zuge der Energiewende und des steigenden Anteils fluktuierender erneuerbarer Energiequellen rückt die Flexibilität von Speichertechnologien zunehmend in den Fokus – insbesondere die Rolle von Pumpspeicherkraftwerken (PSKW) als verlässliche und bewährte Speicherlösung. Damit diese künftig nicht nur zur Energiespeicherung, sondern auch zur Bereitstellung schneller Systemdienstleistungen beitragen können, sind innovative und adaptive Steuerungskonzepte erforderlich. Genau hier setzt das Forschungsprojekt RELY – Reliable Reinforcement Learning for Sustainable Energy Systems an, das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) im Rahmen des Programms „AI for Green“ gefördert wird. Ziel des Projekts ist es, Methoden des Reinforcement Learning (RL) für eine automatisierte, präzise und dynamisch anpassbare Prozessführung in PSKWs nutzbar zu machen.

Download Beitrag [1,0 MB]

Flexibilisierung und Hybridisierung von Gas- und Dampfkraftwerken mit Synchronkupplungen

Tina Rühling und Nils Ohlendorf

Im Zuge der Energiewende mit steigendem Anteil an volatilen, regenerativen Energiequellen wird die flexiblere Nutzung von Gas- und Dampfkraftwerken immer wichtiger. Der Einbau einer Synchronkupplung ermöglicht die automatische, sekundenschnelle An- und Abkopplung der Antriebsmaschine vom Generator. Die Anlage kann „hybrid“ in mehreren Betriebsmodi betrieben werden, z.B. Phasenschieber, Spitzenlast, Fernwärme. Der Generator kann am Netz verbleiben – und als Schwungmasse und Phasenschieber das Netz stabilisieren – wie es im Entwurf des Kraftwerkssicherungsgesetzes (KWSG) gefordert wird. Schnellstart- und Schwarzstartfähigkeit der Turbinen und Gasmotoren gestattet eine schnelle Energiebereitstellung im Falle von erhöhtem Strombedarf (Spitzenlast) oder reduzierter erneuerbarer Stromproduktion (Flaute).

Hocheffizientes und flexibles Heizkraftwerk mit Abgaskondensation und Wärmepumpe

Judith Bollmann und Guido Keßeler

Die thermische Nutzung von nachwachsender Biomasse stellt eine wichtige Möglichkeit zur CO2-freien Wärme- und Stromversorgung dar, zudem ist sie unabhängig von der aktuellen Wind- und Wettersituation. Eine möglichst effektive energetische Umwandlung des Brennstoffes Biomasse wird durch die Nutzung der Kondensationswärme aus dem Abgas erreicht. Mittels einer Wärmepumpe wird dabei die Niedertemperaturwärme aus der Rauchgaskondensation beispielsweise in der Heißwassererzeugung für ein Fernwärmenetz genutzt. Im Artikel wird die Verfahrenstechnik und Funktionsweise einer Beispielanlage einschließlich technischer Leistungsdaten dargestellt und eine wirtschaftliche Betrachtung hinsichtlich der Amortisation der Investitionskosten durchgeführt. Ein neues Biomasse-Heizkraftwerk ist in 2024/25 am Standort Hannover-Stöcken errichtet worden und wird durch die Standardkessel Baumgarte GmbH in Betrieb gesetzt.

Die MARTIN-Müllstromanalyse (MSA) – Ein neues bildgebendes Verfahren zur Optimierung und Automatisierung der Anlagenbetriebsführung in thermischen Abfallbehandlungsanlagen

Daniel Böck, Stefan DeYoung, Max Schönsteiner und Axel Hanenkamp

Thermische Abfallbehandlungsanlagen sind für die Kreislaufwirtschaft von entscheidender Bedeutung, da sie einen Weg für die sichere Entsorgung von nicht verwertbaren Abfällen bieten und gleichzeitig Energie erzeugen. Die Verbrennung des inhomogenen Brennstoffes Abfall stellt eine besondere Herausforderung dar, da der Brennstoff vor Eintritt in den Verbrennungsraum noch nicht eindeutig hinsichtlich seiner Stoffeigenschaften charakterisiert werden kann. Um den Automatisierungsgrad zu steigern, und dadurch auch bei stärkeren Änderungen der Verbrennungsbedingungen eine gleichmäßige Umsetzung der Brennstoffe ohne Handeingriffe zu erreichen, wurde von der MARTIN GmbH für Umwelt- und Energietechnik die Müllstromanalyse (MSA), ein neues bildgebendes Verfahren zur Zustandserkennung des Müllstromes vor dem Eintritt in den Brennraum entwickelt.

Zehn Jahre Exzellenz: Hochleistungsfiltration mit P84® Verbund-Filtermaterial in einem BFB-Kessel für Geflügelmist

Franz Pesendorfer und Stefano Santorsola

Die BFB-Kesselanlage (Bubbling Fluidized-Bed) für Geflügelmist von BMC Moerdijk stellt einen wegweisenden Ansatz in der Energieerzeugung aus Biomasse dar. Die besonderen Eigenschaften der Flugasche aus Geflügelmist stellen jedoch eine große Herausforderung für Filtersysteme dar. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wurde ein neu entwickeltes Filtermedium eingeführt, das aus einer P84®-Kappe auf einem PTFE-Matrixsubstrat besteht. Die Filtergewebekonstruktion mit P84® (Polyimid)-Fein- und Mikrofasern auf der Filtrationsseite des Filtermediums wurde so konzipiert, dass sich ein stabiler, reichhaltiger und poröser Staubkuchen auf der Oberfläche des Filtermediums bildet und erhalten bleibt. Dadurch werden der Druckabfall und die Emissionen des Schlauchfilters auf einem niedrigen Niveau gehalten und ein stabiler Betrieb gewährleistet.

Fünfzig Jahre Forschung für Kohle – Fortschritte auf dem Weg zu emissionsarmer Kohle und Biomasse

Stephen Mills und Debo Adams

Von 1975 bis 2025 lieferte die IEA-Kohleforschung unabhängige Informationen und Analysen zu allen Aspekten der Kohle – ihrer Förderung, ihren Märkten, ihrem Transport, ihrer Nutzung und ihren Auswirkungen auf die Umwelt. Die rund 500 Studien des Zentrums bieten einen Schatz an technischen, politikrelevanten und unabhängigen Informationen darüber, wie kohlenstoffbasierte Energiequellen wie Kohle und Biomasse zu nachhaltigen Quellen sauberer Energie werden können, die mit den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung vereinbar sind. Kohle bleibt ein wichtiger Brennstoff für die Stromerzeugung und wird dies auch noch für Jahrzehnte bleiben, insbesondere in Asien. Weltweit ist Kohle auch ein wichtiger Rohstoff für die Stahl-, Zement- und Aluminiumproduktion, also für Materialien, die für die wirtschaftliche Entwicklung und die Energiewende unerlässlich sind. Obwohl die IEA-Kohleforschung 2025 eingestellt wurde, bleibt ihre Arbeit relevant, da sich die Rolle der Kohle weiterentwickelt und auch in Zukunft Bestand haben wird.

Realisierbarkeit des Wachstums des LNG-Handels vor dem Hintergrund des Handelsabkommens zwischen der EU und den USA

GECF Gas Exporting Countries Forum

Das Jahr 2025 markierte eine grundlegende Veränderung im globalen Handelssystem hin zum Protektionismus, als die USA hohe neue Zölle einführten, um ihre heimischen Industrien vor ausländischer Konkurrenz zu schützen und den internationalen Handel zugunsten der wirtschaftlichen Interessen der USA neu auszurichten. Insbesondere die EU-Länder wurden zunächst mit einem länderspezifischen Zollsatz von 20 % belegt. Die Umsetzung dieser höheren Zölle wurde wiederholt ausgesetzt, was darauf hindeutet, dass sie eher als Druckmittel denn als dauerhafte Handelsmaßnahme eingesetzt werden. Die von Präsident Trump am 2. April 2025 unterzeichnete Durchführungsverordnung sieht eine Senkung der Zölle vor, wenn die Handelspartner der USA substanzielle Maßnahmen zur Verringerung des US-Handelsdefizits ergreifen. In diesem Zusammenhang hat die USA Verhandlungen mit einer Vielzahl von Partnern aufgenommen, um Handelsungleichgewichte zu beseitigen, wobei die EU, im Mittelpunkt dieser Gespräche steht.

RED-III: Neue Dynamik für die Windenergie – mit Unsicherheiten

Christian Grund

Mit Wirkung zum 6. Juli 2024 trat die überarbeitete Erneuerbare-Energien-Richtlinie RED-III in der Europäischen Union in Kraft. Kernziel von RED-III ist es, Planungs- und Genehmigungsprozesse für erneuerbare Energieprojekte, insbesondere Windkraft, Photovoltaik und Speichertechnologien, deutlich zu beschleunigen. Verbindliche Fristen und erleichterte Umweltprüfungen sollen die Verfahrensdauer reduzieren. Der Richtlinienrahmen ersetzt die EU-Notfallverordnung, deren Laufzeit am 1. Juli 2025 endete. Die Bundesrepublik Deutschland verfehlte jedoch die fristgerechte Umsetzung – mit Konsequenzen. Das entsprechende Vertragsverletzungsverfahren eröffnete die EU-Kommission am 26. September 2024. Neben politischen Folgen drohen auch finanzielle Sanktionen.

Editorial

Congress25

vgbe Congress 2025

Liebe Leserinnen und Leser,

die Transformation des Energiesystems gehört zu den größten und komplexesten Vorhaben unserer Zeit. Sie verlangt nicht nur nach technischer Innovation, sondern auch nach einem tiefgreifenden Umdenken in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Ziel ist ein Energiesystem, das nicht allein die Klimaneutralität erreicht, sondern ebenso Versorgungssicherheit, Stabilität und Bezahlbarkeit gewährleistet. In Zeiten wachsender geopolitischer Spannungen und globaler Abhängigkeiten wird die Forderung nach einem resilienten, flexiblen und vernetzt gedachten Energiesystem drängender denn je.

Der vgbe Congress 2025 in Wien greift diese Fragen auf und bietet eine Plattform, auf der Fachleute aus aller Welt zusammenkommen, um Antworten zu entwickeln. Im Zentrum der Diskussion steht die zentrale Herausforderung, Energiewende und Bezahlbarkeit miteinander zu vereinbaren. Die Keynote „Energiewende und Bezahlbarkeit – wie bringen wir diese Ziele in Einklang?“ eröffnet den inhaltlichen Bogen, der sich durch alle Beiträge und Debatten des Kongresses zieht.

Das Programm ist breit gefächert und spiegelt die Vielschichtigkeit der Energiewende, gerade für die Erzeugng wider. Ein Schwerpunkt liegt auf betrieblichen Erfahrungen, die verdeutlichen, wie Kraftwerke und Netzinfrastrukturen an die neuen Anforderungen angepasst werden. Beispiele reichen von den Maßnahmen zum Hochwasserschutz am Energieknoten Dürnrohr über die Erfahrungen des baltischen Versorgers Latvenergo bei der Vorbereitung auf die Synchronisierung mit dem europäischen Netz bis hin zu Projekten zur Effizienzsteigerung in der Wasserkraft. Diese praxisnahen Einblicke zeigen, wie Resilienz, Anpassungsfähigkeit und Innovation Hand in Hand gehen.

Ein weiterer Fokus ist die Hybridisierung bestehender Anlagen. Ob durch die Kombination von Windparks mit Photovoltaik, den Einsatz von Batteriespeichern in Laufwasserkraftwerken oder durch ressourcenschonende Hybridbatterielösungen im Rahmen der EnBW-Batteriestrategie – die Beiträge verdeutlichen, dass Hybridkonzepte zunehmend Schlüsselrollen in einem stabilen Gesamtsystem übernehmen.

Doch auch klassische Themen der Versorgungssicherheit und Systemstabilität haben ihren festen Platz. Diskutiert werden unter anderem die Bedeutung von Systemträgheit, neue Ansätze zur fairen Lastenverteilung im europäischen Stromsystem sowie die Rolle synchroner Kupplungen als strategische Assets. Beiträge aus der Praxis beleuchten zudem, wie selbst Kohlekraftwerke in einem netzstabilisierenden Betrieb für eine emissionsarme Versorgung genutzt werden können.

Die Dekarbonisierung bildet einen weiteren Schwerpunkt des Kongresses. Sie wird sowohl in technologischen Detailfragen als auch aus strategischer Perspektive beleuchtet: von aktuellen Roadmaps für Wasserstoff über internationale Einblicke in Japans strategischen Energieplan bis hin zu den Chancen und Herausforderungen von CCS. Ergänzt wird dies durch innovative Ansätze wie die Nutzung von grünem Ammoniak als sektorenübergreifendem Energieträger oder die Erfahrungen mit Motoren, die auf Wasserstoff oder Ammoniak basieren.

Darüber hinaus widmen sich mehrere Beiträge der Optimierung und Lebensdauerverlängerung bestehender Anlagen. Strategien für Gas- und Kombikraftwerke, Beispiele für Stilllegung und Repowering – wie im südafrikanischen Komati – oder innovative Ansätze für den Betrieb von Kohleanlagen in der letzten Lebensphase stehen im Mittelpunkt. Damit wird deutlich, dass auch die Bestandsflotte entscheidend dazu beiträgt, die Transformation abzusichern.

Nicht zuletzt rückt die Digitalisierung in den Fokus. Hier geht es sowohl um konkrete Anwendungen, wie das Innovationsprogramm „Digital Hydropower Generation“ bei VERBUND, als auch um übergreifende Fragen des Vertrauens in KI-gestützte Systeme. Diskutiert wird, wie Anomalieerkennung in Kraftwerken verlässlich funktioniert, welche Chancen datenbasierte techno-ökonomische Bewertungen von Gasturbinenanlagen eröffnen und wie KI, maschinelles Lernen und Automatisierung den Betrieb nachhaltig verändern können.

Mit dieser thematischen Breite und Tiefe macht der vgbe Congress 2025 deutlich: Die Energiewende ist kein monolithisches Projekt, sondern ein dynamischer Prozess mit vielen Facetten. Technik, Betriebserfahrung, neue Geschäftsmodelle, politische Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Akzeptanz müssen ineinandergreifen, damit aus ambitionierten Zielen auch verlässliche Lösungen entstehen.

Der Kongress in Wien bietet hierfür den idealen Rahmen. Er ist ein Ort des fachlichen Austauschs, der internationalen Vernetzung und der gemeinsamen Weiterentwicklung von Ideen. Die Diskussionen reichen von konkreten Projekterfahrungen bis zu strategischen Weichenstellungen – und schaffen so ein Forum, das Wissenschaft, Politik und Praxis gleichermaßen verbindet.

Die Teilnehmenden erwartet eine Veranstaltung, die nicht nur informiert, sondern inspiriert. Der vgbe Congress 2025 ist damit mehr als eine Konferenz: Er ist ein Impulsgeber für die Energiezukunft in Europa und darüber hinaus. Wer hier mitdiskutiert, gestaltet die Zukunft aktiv mit – und trägt dazu bei, dass die Energiewende nicht nur technisch gelingt, sondern auch gesellschaftlich tragfähig und wirtschaftlich machbar bleibt.

Willkommen zum vgbe Congress 2025 in Wien!