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Ausgabe 10-2025

Rohstoffversorgungssicherheit – ein neuer Aspekt für die Energieversorgung

Christopher Weßelmann

Die Diskussion über die zukünftige Ausgestaltung unseres Energiesystems wird traditionell von Fragen der Erzeugungsstruktur, Netzstabilität, Systemintegration erneuerbarer Energien und technologischen Weiterentwicklung von Energieanlagen geprägt. In den vergangenen Jahren ist jedoch ein Aspekt in den Mittelpunkt gerückt, der lange Zeit eher am Rand der Debatte stand: die strategische Sicherung kritischer Rohstoffe. Während Energiewirtschaft und Industrie seit Jahrzehnten Mechanismen entwickelt haben, um Versorgungsschwankungen bei Gas, Öl oder Kohle abzufedern, stellt die zunehmende Elektrifizierung unserer Volkswirtschaften eine völlig neue Rohstoffabhängigkeit in den Vordergrund. Seltene Erden, Lithium, Nickel, Platingruppenmetalle, Silizium, hochreiner Graphit und hochwertige Legierungen sind heute unverzichtbare Grundlagen moderner Energie- und Speichertechnologien – vom Windkraftgetriebe über die Photovoltaikzelle bis zur H2-tauglichen Turbine. Damit wird die Rohstoffversorgungssicherheit zu einem strukturellen Element der Energieversorgung.

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HD-Innenblock-Retrofit an zwei 800 MW Dampfturbosätzen – Erfahrungen und Ergebnisse

Christian Sommer, Renato Rachel, Stefan Wenke, Michael Evers, Eduard Jenikejew und Marco Redieß

Das Kraftwerk Schwarze Pumpe (KSP), als eines der 4 Braunkohlekraftwerke der Lausitz Energie Kraftwerke AG (LEAG), besteht aus zwei Blöcken mit einer Leistung von je 800 MW brutto. Die mit überkritischen Dampfparametern betriebenen Turbosätze wurden im Jahr 1997 erstmalig mit dem Netz synchronisiert und haben inzwischen eine Laufzeit von mehr als 200.000 äquivalenten Betriebsstunden absolviert. Sowohl bezüglich der Betriebsstunden als auch der geplanten Restlaufzeit, entsprechend Kohleverstromungsbeendigungsgesetz (KVBG), ergaben sich für die Jahre 2022 (Block A) und 2024 (Block B) sinnvolle Zeitpunkte für die zweiten Hauptrevisionen der Turbosätze. Das Projekt hat eindrucksvoll bewiesen, dass auch unter den heutigen herausfordernden Randbedingungen und den inzwischen überschaubaren Restlaufzeiten von Kohlekraftwerksblöcken ein Retrofit weiterhin eine sehr interessante Option gegenüber einer Hauptrevision darstellen kann. Eine wichtige Voraussetzung für den Projekterfolg ist dabei immer die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit im gesamten Projektteam.

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Malta Wärmepumpen-Energiespeicher zur Strom- und Wärmerzeugung

Janina Hippler-Nettlau

EU-Länder stehen vor der Herausforderung, sowohl EU- als auch interne Klimaziele zu erfüllen und gleichzeitig die Energiesicherheit und bezahlbare Energiekosten zu gewährleisten. Carnot-Batterien wie Wärmepumpen-Energiespeicher (Pumped Heat Energy Storage, PHES) liefern sowohl Strom als auch Wärme und erbringen wichtige Netzdienstleistungen. Damit spielen sie eine wichtige Rolle in der Energiewende, da sie eine saubere Alternative zu fossil befeuerten Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK) darstellen. Malta SEMS (Steam Energy Management and Storage) ist eine PHES-Technologie, die eine auf Dampf basierte Wärmepumpe und Stromerzeugung mit einem Speichersystem aus geschmolzenem Salz kombiniert, um elektrische und thermische Entladeleistungen von 50–500 MWel und 0–1400 MWth mit Speicherdauern von 8 bis 24+ Stunden bereitzustellen.

Effizienter Einsatz von Schmierstoffanalysen zur frühzeitigen Varnish-Erkennung

Stefan Mitterer

In der Industrie ist die Zuverlässigkeit und Effizienz von Maschinen und Anlagen von entscheidender Bedeutung. Schmierstoffe spielen dabei eine zentrale Rolle, da sie Reibung reduzieren und den Verschleiß minimieren. Ein häufiges Phänomen, welches bei der Verwendung von Schmierstoffen in Gas- oder Dampfturbinen auftritt, ist die Bildung von Varnish. Die frühzeitige Erkennung von Varnish ist daher von großer Bedeutung, um die Lebensdauer von Maschinen zu verlängern und ungeplante Ausfallzeiten zu vermeiden. Die Schmierstoffanalyse im Labor eröffnet einige Möglichkeiten den Betrieb von Turbinen effektiver, kostengünstiger und noch sicherer zu machen.

Mobile Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung bei bp Lingen

Lisa Bloss und Mauro Pisani

Die bp Raffinerie in Lingen, Deutschland, hat eine robuste und zuverlässige Abwasserbehandlungsanlage sowie eine innovative Lösung zur Wassereinsparung und Abwasseraufbereitung implementiert. Dank der Technologien von Mobile Water Solutions, einem Unternehmen von Nijhuis Saur Industries, konnte die Raffinerie ihren Frischwasserverbrauch signifikant senken und pro Stunde mehrere Dutzend Kubikmeter weniger Abwasser ableiten.

vgbe Congress 2025: Eröffnungsrede

Georg Stamatelopoulos

Der vgbe Congress 2025 stand unter das Motto „Energiewende und Bezahlbarkeit – wie bringen wir diese Ziele in Einklang?“. Europa und viele Staaten weltweit stehen mitten in einer grundlegenden Transformation der Energieversorgung. Die Umsetzung verlangt enorme Anstrengungen. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen diesen Weg gemeinsam gehen. Ein klimagerechtes Energiesystem muss zugleich sicherer und widerstandsfähiger gegenüber Krisen und externen Schocks werden. Dies sind zentrale Aspekte des diesjährigen vgbe Congresses. Technik. Wissen. Netzwerk. Das ist Anspruch und Stärke von vgbe energy.

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Die Eröffnungsveranstaltung ist online auf dem YouTube-Kanal von vgbe energy verfügbar.

vgbe Congress 2025 – Energiewende und Bezahlbarkeit standen im Fokus

vgbe energy

Der diesjährige vgbe Congress 2025 stand unter dem Motto „Energiewende und Bezahlbarkeit – wie bringen wir diese Ziele in Einklang?“. Robert Habeck diskutierte Zukunftsperspektiven der Energieversorgung in seiner Key-Note-Rede. Technik. Wissen. Netzwerk. waren charakterisierende Leitlinien der weiteren Plenarvorträge und Technischen Beiträge.

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vgbe Congress 2025 – vgbe verleiht 3 Awards für herausragende Leistungen

vgbe energy

Unter dem Motto „Erfolge sichtbar machen“ zeichnet vgbe herausragende Leistungen in der Energiebranche aus, um wichtige Themenbereiche, die für Unternehmen in der Strom- und Wärmeerzeugung sowie Speicherung von großer Bedeutung sind, hervorzuheben. Auf dem vgbe Congress 2025 wurden der vgbe Innovation Award 2025 sowie der vgbe Quality Award 2025 verliehen.

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World Energy Outlook 2025 – Kurzfassung

Internationale Energieagentur – IEA

Der World Energy Outlook (WEO) der IEA ist die maßgeblichste Quelle für globale Energieanalysen und -prognosen. Er wird jährlich aktualisiert, um die neuesten Energiedaten, Technologien und Markttrends sowie die Politik der Regierungen widerzuspiegeln, und untersucht eine Reihe möglicher Energiezukunftsszenarien und deren Auswirkungen auf die Energiesicherheit, den Zugang zu Energie und die Emissionen. Die diesjährige Ausgabe erscheint inmitten großer Veränderungen in der globalen Energiepolitik und den Energiemärkten sowie akuter geopolitischer Spannungen. Ein wichtiges Thema im diesjährigen WEO ist die Versorgungssicherheit mit kritischen Mineralien.

Erdgasversorgung: EU-Energievorschriften könnten die regionale Wettbewerbsfähigkeit weiter beeinträchtigen und zu Unsicherheit auf dem globalen Gasmarkt führen

GEFC Gas Exporting Countries Forum

Die dramatische Wende in der Energiepolitik der EU, die durch die Klimapolitik vorangetrieben wurde, begann im Wesentlichen mit dem Klima- und Energiepaket von 2007, einem Bündel von Verordnungen und Richtlinien, die darauf abzielen, „fossile Brennstoffe durch erneuerbare Energiequellen und, wo erforderlich, durch kohlenstoffärmere fossile Brennstoffe wie Erdgas zu ersetzen“ (Richtlinie 2009/28/EG). Das Paket förderte auch Energieeinsparungen und Verbesserungen der Energieeffizienz. Es legte den Grundstein für die umfassendere Klimapolitik der EU. Die Auswirkungen dieser Wende sind höchst zweideutig. Der Energieverbrauch der EU, der jahrzehntelang stetig gestiegen war, erreichte Mitte der 2000er Jahre seinen Höhepunkt, sank jedoch in den folgenden zwei Jahrzehnten bis 2024 um 22 %. Dieser Rückgang war größtenteils auf eine Verringerung des Verbrauchs von Kohlenwasserstoffen um ein Drittel zurückzuführen, die durch das Wachstum im Bereich der erneuerbaren Energien nicht vollständig ausgeglichen wurde. Infolgedessen sank der Anteil der Kohlenwasserstoffe am Primärenergiemix nur geringfügig von 81 % auf 73 %, was eher auf einen Rückgang des Gesamtenergiebedarfs als auf einen substanziellen Übergang zu erneuerbaren Energien zurückzuführen ist.

Sicherstellung eines widerstandsfähigen und sicheren Energiesystems

Ein Positionspapier von Eurelectric

Die Energiesicherheit ist für das europäische Stromsystem zu einer immer dringlicheren Priorität geworden. Ein dekarbonisiertes System, das auf Elektrifizierung basiert, bietet einen Weg zur Senkung der CO2-Emissionen und verbessert gleichzeitig die Erschwinglichkeit und Widerstandsfähigkeit. Die Verringerung unserer Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen ist eine No-Regret-Lösung, die das Risiko schwankender Preise begrenzt und erhebliche wirtschaftliche Vorteile mit sich bringt. Lösungen sind in greifbarer Nähe. Die Versorgungssicherheit in einem dekarbonisierten Stromsystem kann weiter verbessert werden, wenn auf allen Ebenen strategische Maßnahmen ergriffen werden. Dies erfordert einen kohärenten Rahmen, der auf fünf sich ergänzenden Säulen basiert: Governance und Transparenz, Planung, Flexibilität einschließlich der Beschaffung von Systemdienstleistungen, Angemessenheit und Netzinvestitionen.

Review 15. Emder Workshop Offshore Windenergieanlagen – Arbeitsmedizin – Zuverlässige Leistung in unsicheren Zeiten

vgbe energy

Es gibt Workshops, die mittlerweile zur festen Institution geworden sind, die fest im Kalender verankert sind und mittlerweile eine Tradition darstellen, auf die sich Referierende und Teilnehmende gleichermaßen freuen. Ein solcher Workshop ist der Emder Workshop zur Arbeitsmedizin in der Offshore-Windenergie.

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Editorial

Wess2000

Christopher Weßelmann

Chefredakteur vgbe energy

Rohstoffversorgungssicherheit – ein neuer Aspekt für die Energieversorgung

Liebe Leserinnen und Leser,

die Diskussion über die zukünftige Ausgestaltung unseres Energiesystems wird traditionell von Fragen der Erzeugungsstruktur, Netzstabilität, Systemintegration erneuerbarer Energien und technologischen Weiterentwicklung von Energieanlagen geprägt. In den vergangenen Jahren ist jedoch ein Aspekt in den Mittelpunkt gerückt, der lange Zeit eher am Rand der Debatte stand: die strategische Sicherung kritischer Rohstoffe. Während Energiewirtschaft und Industrie seit Jahrzehnten Mechanismen entwickelt haben, um Versorgungsschwankungen bei Gas, Öl oder Kohle abzufedern, stellt die zunehmende Elektrifizierung unserer Volkswirtschaften eine völlig neue Rohstoffabhängigkeit in den Vordergrund. Seltene Erden, Lithium, Nickel, Platingruppenmetalle, Silizium, hochreiner Graphit und hochwertige Legierungen sind heute unverzichtbare Grundlagen moderner Energie- und Speichertechnologien – vom Windkraftgetriebe über die Photovoltaikzelle bis zur H2-tauglichen Turbine. Damit wird die Rohstoffversorgungssicherheit zu einem strukturellen Element der Energieversorgung.

Das Wachstum der erneuerbaren Energien, der Ausbau der Wasserstoffwirtschaft, die Elektrifizierung industrieller Prozesse und die wachsende Nachfrage nach großen Batteriespeichern erhöhen die Abhängigkeit von globalen Lieferketten, die politisch, klimatisch und logistisch fragil sein können. Lieferrisiken manifestieren sich nicht mehr nur auf der Ebene wesentlich fossiler Energieträger, sondern auch in komplexen Wertschöpfungsketten, in denen die Verarbeitungskapazitäten oft stark konzentriert sind. Für Betreiber von Kraftwerken, Netzbetreiber und Technologieanbieter entstehen dadurch zusätzliche Unsicherheiten, die in Investitionsentscheidungen einfließen müssen. Gleichzeitig verändern sich die technischen Anforderungen: So benötigen Legierungen für höhere Dampftemperaturen, widerstandsfähige Materialien für den H2-Betrieb, Katalysatoren für Elektrolyseure oder Komponenten für CO2-Abscheidungssysteme spezifische Rohstoffe, deren Marktverfügbarkeit alles andere als selbstverständlich ist.

Die Energiebranche ist daher gezwungen, das Thema Rohstoffversorgung als integralen Bestandteil der Systemplanung zu betrachten. Technologische Innovationszyklen werden zunehmend von Materialfragen beeinflusst. Recyclingfähigkeit, Second-Life-Konzepte und die Optimierung des Materialeinsatzes gewinnen an Bedeutung. Forschung und Entwicklung richten ihren Blick daher stärker auf Substitution, Effizienzsteigerung und verlustarme Produktionsprozesse. Gleichzeitig rücken – globale – strategische Partnerschaften, transparente Lieferketten und neue geopolitische Einschätzungen in den Vordergrund. Damit stellt sich die Frage, wie sich im Zeitalter global fragmentierter Märkte Versorgungssicherheit gewährleisten lässt, ohne technologische Transformationsprozesse auszubremsen.

Für die Betreiber konventioneller und erneuerbarer Energieanlagen bedeutet dies eine doppelte Herausforderung. Einerseits müssen bestehende Technologien so weiterentwickelt werden, dass sie robuster gegenüber Rohstoffknappheiten sind. Andererseits müssen Neubau- und Trans­formationsprojekte bereits in der Konzeptionsphase rohstoffseitige Risiken berücksichtigen. Dies betrifft nicht nur Großkomponenten, sondern zunehmend die gesamte Betriebsmittelinfrastruktur – von der Leistungselektronik über die Mess- und Regeltechnik bis hin zu den Speichersystemen. Die Energieversorgung der Zukunft wird nicht allein durch verfügbare Erzeugungskapazitäten definiert, sondern auch durch die Fähigkeit, diese unabhängig von volatilen Rohstoffmärkten zu errichten, zu betreiben und langfristig zu erhalten.

Gleichzeitig ist klar: Die Energiebranche verfügt über die nötige technologische Expertise, um diese Herausforderung aktiv anzugehen. Die Verzahnung von Werkstoffforschung, Anlagenbau und Systembetrieb eröffnet Lösungswege. Durch modulare Designs, materialarme Konstruktionsprinzipien, verbesserte Recyclingtechnologien und digitale Optimierung entstehen Perspektiven, die Versorgungssicherheit und Transformation miteinander verbinden. Damit entwickelt sich die Rohstofffrage von einem externen Risiko zu einem Innovationsmotor.

Am Ende lässt sich festhalten: Die Branche hat die Herausforderung erkannt und arbeitet kontinuierlich an Lösungen.