Rohstoffversorgungssicherheit – ein neuer Aspekt für die Energieversorgung
Christopher Weßelmann
Die Diskussion über die zukünftige Ausgestaltung unseres Energiesystems wird traditionell von Fragen der Erzeugungsstruktur, Netzstabilität, Systemintegration erneuerbarer Energien und technologischen Weiterentwicklung von Energieanlagen geprägt. In den vergangenen Jahren ist jedoch ein Aspekt in den Mittelpunkt gerückt, der lange Zeit eher am Rand der Debatte stand: die strategische Sicherung kritischer Rohstoffe. Während Energiewirtschaft und Industrie seit Jahrzehnten Mechanismen entwickelt haben, um Versorgungsschwankungen bei Gas, Öl oder Kohle abzufedern, stellt die zunehmende Elektrifizierung unserer Volkswirtschaften eine völlig neue Rohstoffabhängigkeit in den Vordergrund. Seltene Erden, Lithium, Nickel, Platingruppenmetalle, Silizium, hochreiner Graphit und hochwertige Legierungen sind heute unverzichtbare Grundlagen moderner Energie- und Speichertechnologien – vom Windkraftgetriebe über die Photovoltaikzelle bis zur H2-tauglichen Turbine. Damit wird die Rohstoffversorgungssicherheit zu einem strukturellen Element der Energieversorgung.
HD-Innenblock-Retrofit an zwei 800 MW Dampfturbosätzen – Erfahrungen und Ergebnisse
Christian Sommer, Renato Rachel, Stefan Wenke, Michael Evers, Eduard Jenikejew und Marco Redieß
Das Kraftwerk Schwarze Pumpe (KSP), als eines der 4 Braunkohlekraftwerke der Lausitz Energie Kraftwerke AG (LEAG), besteht aus zwei Blöcken mit einer Leistung von je 800 MW brutto. Die mit überkritischen Dampfparametern betriebenen Turbosätze wurden im Jahr 1997 erstmalig mit dem Netz synchronisiert und haben inzwischen eine Laufzeit von mehr als 200.000 äquivalenten Betriebsstunden absolviert. Sowohl bezüglich der Betriebsstunden als auch der geplanten Restlaufzeit, entsprechend Kohleverstromungsbeendigungsgesetz (KVBG), ergaben sich für die Jahre 2022 (Block A) und 2024 (Block B) sinnvolle Zeitpunkte für die zweiten Hauptrevisionen der Turbosätze. Das Projekt hat eindrucksvoll bewiesen, dass auch unter den heutigen herausfordernden Randbedingungen und den inzwischen überschaubaren Restlaufzeiten von Kohlekraftwerksblöcken ein Retrofit weiterhin eine sehr interessante Option gegenüber einer Hauptrevision darstellen kann. Eine wichtige Voraussetzung für den Projekterfolg ist dabei immer die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit im gesamten Projektteam.
Malta Wärmepumpen-Energiespeicher zur Strom- und Wärmerzeugung
Janina Hippler-Nettlau
Effizienter Einsatz von Schmierstoffanalysen zur frühzeitigen Varnish-Erkennung
Stefan Mitterer
Mobile Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung bei bp Lingen
Lisa Bloss und Mauro Pisani
Die bp Raffinerie in Lingen, Deutschland, hat eine robuste und zuverlässige Abwasserbehandlungsanlage sowie eine innovative Lösung zur Wassereinsparung und Abwasseraufbereitung implementiert. Dank der Technologien von Mobile Water Solutions, einem Unternehmen von Nijhuis Saur Industries, konnte die Raffinerie ihren Frischwasserverbrauch signifikant senken und pro Stunde mehrere Dutzend Kubikmeter weniger Abwasser ableiten.
vgbe Congress 2025: Eröffnungsrede
Georg Stamatelopoulos
Der vgbe Congress 2025 stand unter das Motto „Energiewende und Bezahlbarkeit – wie bringen wir diese Ziele in Einklang?“. Europa und viele Staaten weltweit stehen mitten in einer grundlegenden Transformation der Energieversorgung. Die Umsetzung verlangt enorme Anstrengungen. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen diesen Weg gemeinsam gehen. Ein klimagerechtes Energiesystem muss zugleich sicherer und widerstandsfähiger gegenüber Krisen und externen Schocks werden. Dies sind zentrale Aspekte des diesjährigen vgbe Congresses. Technik. Wissen. Netzwerk. Das ist Anspruch und Stärke von vgbe energy.
Die Eröffnungsveranstaltung ist online auf dem YouTube-Kanal von vgbe energy verfügbar.
vgbe Congress 2025 – Energiewende und Bezahlbarkeit standen im Fokus
vgbe energy
Der diesjährige vgbe Congress 2025 stand unter dem Motto „Energiewende und Bezahlbarkeit – wie bringen wir diese Ziele in Einklang?“. Robert Habeck diskutierte Zukunftsperspektiven der Energieversorgung in seiner Key-Note-Rede. Technik. Wissen. Netzwerk. waren charakterisierende Leitlinien der weiteren Plenarvorträge und Technischen Beiträge.
vgbe Congress 2025 – vgbe verleiht 3 Awards für herausragende Leistungen
vgbe energy
Unter dem Motto „Erfolge sichtbar machen“ zeichnet vgbe herausragende Leistungen in der Energiebranche aus, um wichtige Themenbereiche, die für Unternehmen in der Strom- und Wärmeerzeugung sowie Speicherung von großer Bedeutung sind, hervorzuheben. Auf dem vgbe Congress 2025 wurden der vgbe Innovation Award 2025 sowie der vgbe Quality Award 2025 verliehen.
World Energy Outlook 2025 – Kurzfassung
Internationale Energieagentur – IEA
Erdgasversorgung: EU-Energievorschriften könnten die regionale Wettbewerbsfähigkeit weiter beeinträchtigen und zu Unsicherheit auf dem globalen Gasmarkt führen
GEFC Gas Exporting Countries Forum
Sicherstellung eines widerstandsfähigen und sicheren Energiesystems
Ein Positionspapier von Eurelectric
Review 15. Emder Workshop Offshore Windenergieanlagen – Arbeitsmedizin – Zuverlässige Leistung in unsicheren Zeiten
vgbe energy
Es gibt Workshops, die mittlerweile zur festen Institution geworden sind, die fest im Kalender verankert sind und mittlerweile eine Tradition darstellen, auf die sich Referierende und Teilnehmende gleichermaßen freuen. Ein solcher Workshop ist der Emder Workshop zur Arbeitsmedizin in der Offshore-Windenergie.
Editorial
Christopher Weßelmann
Chefredakteur vgbe energy
Rohstoffversorgungssicherheit – ein neuer Aspekt für die Energieversorgung
Liebe Leserinnen und Leser,
die Diskussion über die zukünftige Ausgestaltung unseres Energiesystems wird traditionell von Fragen der Erzeugungsstruktur, Netzstabilität, Systemintegration erneuerbarer Energien und technologischen Weiterentwicklung von Energieanlagen geprägt. In den vergangenen Jahren ist jedoch ein Aspekt in den Mittelpunkt gerückt, der lange Zeit eher am Rand der Debatte stand: die strategische Sicherung kritischer Rohstoffe. Während Energiewirtschaft und Industrie seit Jahrzehnten Mechanismen entwickelt haben, um Versorgungsschwankungen bei Gas, Öl oder Kohle abzufedern, stellt die zunehmende Elektrifizierung unserer Volkswirtschaften eine völlig neue Rohstoffabhängigkeit in den Vordergrund. Seltene Erden, Lithium, Nickel, Platingruppenmetalle, Silizium, hochreiner Graphit und hochwertige Legierungen sind heute unverzichtbare Grundlagen moderner Energie- und Speichertechnologien – vom Windkraftgetriebe über die Photovoltaikzelle bis zur H2-tauglichen Turbine. Damit wird die Rohstoffversorgungssicherheit zu einem strukturellen Element der Energieversorgung.
Das Wachstum der erneuerbaren Energien, der Ausbau der Wasserstoffwirtschaft, die Elektrifizierung industrieller Prozesse und die wachsende Nachfrage nach großen Batteriespeichern erhöhen die Abhängigkeit von globalen Lieferketten, die politisch, klimatisch und logistisch fragil sein können. Lieferrisiken manifestieren sich nicht mehr nur auf der Ebene wesentlich fossiler Energieträger, sondern auch in komplexen Wertschöpfungsketten, in denen die Verarbeitungskapazitäten oft stark konzentriert sind. Für Betreiber von Kraftwerken, Netzbetreiber und Technologieanbieter entstehen dadurch zusätzliche Unsicherheiten, die in Investitionsentscheidungen einfließen müssen. Gleichzeitig verändern sich die technischen Anforderungen: So benötigen Legierungen für höhere Dampftemperaturen, widerstandsfähige Materialien für den H2-Betrieb, Katalysatoren für Elektrolyseure oder Komponenten für CO2-Abscheidungssysteme spezifische Rohstoffe, deren Marktverfügbarkeit alles andere als selbstverständlich ist.
Die Energiebranche ist daher gezwungen, das Thema Rohstoffversorgung als integralen Bestandteil der Systemplanung zu betrachten. Technologische Innovationszyklen werden zunehmend von Materialfragen beeinflusst. Recyclingfähigkeit, Second-Life-Konzepte und die Optimierung des Materialeinsatzes gewinnen an Bedeutung. Forschung und Entwicklung richten ihren Blick daher stärker auf Substitution, Effizienzsteigerung und verlustarme Produktionsprozesse. Gleichzeitig rücken – globale – strategische Partnerschaften, transparente Lieferketten und neue geopolitische Einschätzungen in den Vordergrund. Damit stellt sich die Frage, wie sich im Zeitalter global fragmentierter Märkte Versorgungssicherheit gewährleisten lässt, ohne technologische Transformationsprozesse auszubremsen.
Für die Betreiber konventioneller und erneuerbarer Energieanlagen bedeutet dies eine doppelte Herausforderung. Einerseits müssen bestehende Technologien so weiterentwickelt werden, dass sie robuster gegenüber Rohstoffknappheiten sind. Andererseits müssen Neubau- und Transformationsprojekte bereits in der Konzeptionsphase rohstoffseitige Risiken berücksichtigen. Dies betrifft nicht nur Großkomponenten, sondern zunehmend die gesamte Betriebsmittelinfrastruktur – von der Leistungselektronik über die Mess- und Regeltechnik bis hin zu den Speichersystemen. Die Energieversorgung der Zukunft wird nicht allein durch verfügbare Erzeugungskapazitäten definiert, sondern auch durch die Fähigkeit, diese unabhängig von volatilen Rohstoffmärkten zu errichten, zu betreiben und langfristig zu erhalten.
Gleichzeitig ist klar: Die Energiebranche verfügt über die nötige technologische Expertise, um diese Herausforderung aktiv anzugehen. Die Verzahnung von Werkstoffforschung, Anlagenbau und Systembetrieb eröffnet Lösungswege. Durch modulare Designs, materialarme Konstruktionsprinzipien, verbesserte Recyclingtechnologien und digitale Optimierung entstehen Perspektiven, die Versorgungssicherheit und Transformation miteinander verbinden. Damit entwickelt sich die Rohstofffrage von einem externen Risiko zu einem Innovationsmotor.
Am Ende lässt sich festhalten: Die Branche hat die Herausforderung erkannt und arbeitet kontinuierlich an Lösungen.