Dampfturbinen und Dampfturbinenbetrieb – ein aktuelles Thema
Hartmut Strangfeld
Anfang des Jahres 2020 wurden wir alle mit einem für uns unbekannten Ereignis konfrontiert – einer Pandemie. Schweren Herzens entschieden wir uns, die ursprünglich für 2020 geplante Fachtagung „Dampfturbinen und Dampfturbinenbetrieb“ auf 2021 zu verschieben.
Da hatten wir aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Auch im Jahr 2021 erlaubten es die pandemiebedingten Einschränkungen nicht, ein derartiges Event gesichert durchzuführen.
Allerdings bot der von uns allen belegte Crash-Kurs in der Nutzung und Weiterentwicklung von Onlineformaten die Möglichkeit, uns im Jahr 2021 an einem Online-Format für die Fachtagung zu versuchen. Und wie ich finde mit Erfolg.
Aber auch wenn man auf die lieb gewonnenen Digitalisierungserleichterungen im räumlichen und zeitlichen Sinne in Zukunft nicht mehr dauerhaft verzichten wollen und können wird, bleibt jedoch.
Einfluss wechselnder Randbedingungen auf die Entwicklung zukünftiger Energiesysteme
Andreas Hanel, Sebastian Fendt und Hartmut Spliethoff
Stellventil 4.0 – Konzept. Regelarmatur ganz einfach
Achim Daume und Britta Daume
Aus der langjährigen Erfahrung der Autoren im Bereich der Konstruktion und Entwicklung von Regelarmaturen und Stellgliedern und dem damit verbundenen Ziel technisch optimale Lösungen bei optimierter Fertigung zu entwickeln, entstand eine neue Form der (Regel-)Armatur, das Stellventil 4.0. Zum besseren Verständnis und der Einordnung im Kontext wird das Stellventil mit seiner Funktion und Konstruktionsmerkmalen, sowie den Faktoren beschrieben und im Anschluss das Stellventil 4.0. dargestellt und kurz erläutert.
„Kleine Masse, große Wirkung!“ – Betriebsauswuchten als Maßnahme zur Optimierung des Dampfturbinenbetriebes
Clemens Bueren
Das Betriebsauswuchten von Dampfturbinen ist eine Möglichkeit, die Schwingungsamplituden und damit das Laufverhalten von Turbinen, Generatoren und Nebenanlagen im Kraftwerk zu verbessern. Neben dem Auswuchten des Einzelläufers in speziellen Wuchtständen, stellt das Betriebsauswuchten auf der Anlage eine notwendig und vorzusehende Optimierungsmaßnahme dar. Dabei geht es in der Praxis meist darum, nach mechanischen Veränderungen wie z.B. Revisionsarbeiten, die vereinbarten Schwingungsgrenzwerte zu erreichen oder Betriebsstörungen (Schutzabschaltung) zu vermeiden. Ein gutes Schwingungsverhalten, mit niedrigen Amplituden reduziert zudem Verschleiß und Lebensdauerverbrauch wichtiger Anlagenkomponenten. Allerdings kann nicht jedes Schwingungsphänomen durch eine Betriebsauswuchtung beseitigt werden, weshalb vor Planung und Ausführung der Auswuchtung eine detaillierte Analyse erfolgen muss. Qualifizierte Analysen sind nur mit erprobtem und geeignetem Messequipment unter Anwendung der sog. Ordnungsanalyse mit Phasenwinkelermittlung möglich. Zudem werden an die entsprechenden Fachleute hohe Anforderungen gestellt, da hier Kenntnisse der Messtechnik, der Rotordynamik und des Dampfturbinenbetriebes Voraussetzung für eine erfolgreiche Maßnahme ist. Aufgrund der langjährigen Erfahrungen der Siempelkamp NIS beschreibt dieser Fachartikel die grundsätzliche Vorgehensweise.
Ursachen und Auswirkungen von Torsionsschwingungen auf Kraftwerksturbosätze im Umfeld geänderter Netzbedingungen – Erste Beobachtungen
Matthias Humer und Andreas Wirsen
Das durch den vgbe energy betreute und durch sechs Partner (BASF, ENGIE, GKM, MVV, RWE und Uniper) finanzierte vgbe-Forschungsprojekt mit dem Namen „Subsynchronous torsional interaction (SSTI) – Data analysis to determine interactions between (HVDC) converter and (turbine set) generator“ beinhaltet eine komplexe Datenanalyse zur Ermittlung von Wechselwirkungen zwischen Wechselrichtern und elektrischen Generatoren in mehreren Stufen. Die Analyse und Bewertung der Messketten und Messeinrichtungen zur Messung von Torsionsschwingungen an den Turbosätzen der verschiedenen Kraftwerke der beteiligten Partner in Bezug auf eingesetzte Messkomponenten und den daraus resultierenden Phänomenen liefert die grundlegenden Informationen für weitere Untersuchungen. Durch die Anwendung modernster Zeit-Frequenzanalyseverfahren werden die zur Verfügung gestellten Messdaten untersucht und abschließend miteinander verglichen. In diesem Beitrag werden die ersten Ergebnisse des noch nicht abgeschlossenen Projekts vorgestellt und erläutert.
Cybersecurity Konzepte aus Industrie 4.0 für bestehende Anlagen
Karl Waedt, Josef Schindler, Ines Ben Zid und Egor Dronov
Perspektiven für den Einsatz von Kohle in der Landwirtschaft
Ian Reid
World Energy Outlook 2022
Zusammenfassung mit besonderem Fokus auf die Stromversorgung
Internationale Energieagentur (IEA)
vgbe Congress 2022 – Kongressbericht
- vgbe-Kongress 2022 zwischen Versorgungssicherheit und Dekarbonisierung
- Modernes, schlankes Konzept, fokussiert auf strategisch-technische Fragestellungen
- Raum zum Netzwerken und für fachliche Diskussionen
- Antwerpen, Belgien als gastgebende Stadt
Editorial

Hartmut Strangfeld
Vorsitzender des Technical Committee „Dampfturbinen“ im vgbe energy e.V.
Dampfturbinen und Dampfturbinenbetrieb – ein aktuelles Thema
Anfang des Jahres 2020 wurden wir alle mit einem für uns unbekannten Ereignis konfrontiert – einer Pandemie. Schweren Herzens entschieden wir uns, die ursprünglich für 2020 geplante Fachtagung „Dampfturbinen und Dampfturbinenbetrieb“ auf 2021 zu verschieben.
Da hatten wir aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Auch im Jahr 2021 erlaubten es die pandemiebedingten Einschränkungen nicht, ein derartiges Event gesichert durchzuführen.
Allerdings bot der von uns allen belegte Crash-Kurs in der Nutzung und Weiterentwicklung von Onlineformaten die Möglichkeit, uns im Jahr 2021 an einem Online-Format für die Fachtagung zu versuchen. Und wie ich finde mit Erfolg.
Aber auch wenn man auf die lieb gewonnenen Digitalisierungserleichterungen im räumlichen und zeitlichen Sinne in Zukunft nicht mehr dauerhaft verzichten wollen und können wird, bleibt jedoch.
Eine Veranstaltung wie die Fachtagung Dampfturbine lebt nicht nur von den fachlichen Inhalten, sondern in besonderer Weise von den zwischenmenschlichen Kontakten, vom Networking und dem gemeinsamen Erleben.
Insofern war es besonders erfreulich, dass die Fachtagung „Dampfturbinen und Dampfturbinenbetrieb 2022“ als Präsenzveranstaltung in Köln stattfinden konnte.
Es nahmen ca. 260 Teilnehmer an der Veranstaltung teil, die sich im Rahmen der Fachausstellung bei 37 Ausstellern über Produkte und Dienstleistungen informieren konnten.
Natürlich spielen die Vorträge auf der Fachtagung eine zentrale Rolle. Hier waren die Schwerpunkte:
- Instandsetzungsmöglichkeiten und -maßnahmen an Dampfturbinen
- Numerische Analysen und Reverse-Engineering
- Retrofits und Möglichkeiten zur Anlagenoptimierung
- Dampfqualität und -analytik
- Staatliche Vorgaben am Energiemarkt (Grid Code, EnergieStG)
Das Thema der staatlichen Vorgaben am Energiemarkt hat seit der Fachtagung im Juni noch einmal einen neuen Stellenwert erreicht.
Das Erreichen der gesteckten, ambitionierten Klimaschutzziele soll durch eine immer stringentere Umsetzung von Energiewende und Dekarbonisierung durch Industrie und Gesellschaft gelingen.
Die tatsächliche Umsetzung der Ziele durch den Nuklear- und Kohleausstieg, den Ausbau von erneuerbaren Energien, Energiespeichern und gasgefeuerter Erzeugung sowie durch den Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft wären Herausforderung genug für alle Energieanlagenbauer und -betreiber.
Der Kernenergieausstieg und die Umsetzung der Vorschläge der Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ zum Kohleausstieg in konkrete Gesetze hatten ihre entsprechenden Auswirkungen auf die Branche, sowohl für Betreiber als auch für Hersteller und Serviceanbieter bereits entfaltet.
Neben den Beschlüssen zu Außerbetriebsetzung von Kraftwerken, wurden zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit auch diverse Kraftwerke in Sicherheitsbereitschaft gehalten.
Seit Beginn des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine hat die Versorgungssicherheit nun eine weitere, bislang unterschätzte Dimension hinzubekommen.
Bis zu diesem Zeitpunkt wurde das Thema eher im technischen Rahmen zwischen Redispatch und Systemstabilität diskutiert und war fast als gegeben postuliert.
Nun ist die fatale Importabhängigkeit der EU – und ganz besonders Deutschlands – bei Erdgas, Kohle und Rohöl in das kollektive Bewusstsein eingeschlagen, und damit verbunden der Wunsch nach Autarkie von russischen Energielieferungen.
Neben Fragestellungen wie z.B. zum weiteren Umgang mit der Raffinerie Schwedt und ihrer Bedeutung für die Treibstoffversorgung im Nordosten Deutschlands stellt die Sicherstellung der Gasversorgung für Deutschland und Europa die größte Herausforderung dar.
Rund 50 % des Erdgasverbrauchs in Deutschland wurden 2021 aus Russland bezogen. Das sind ca. 55 Milliarden m3. Dies entsprach der maximalen Transportkapazität von Nord Stream I.
An Ersatz durch LNG wird fieberhaft gearbeitet, doch die benötigten Mengen stellen in jedem Fall eine Herausforderung dar. Ob es gelingen wird in Deutschland innerhalb kürzester Zeit auf der grünen Wiese (besser gesagt im Wattenmeer) eine komplexe chemisch-verfahrenstechnische Infrastruktur zu errichten, bleibt in Anbetracht der Genehmigungs- und Bauzeiten bei anderen Projekten abzuwarten. 4 Standorte sind inzwischen ausgewählt, die Arbeiten laufen.
Der Aufbau des Energiesystems der Zukunft basierend auf Strom, Wärme und Wasserstoff aus erneuerbarer Erzeugung im Zusammenspiel mit Energiespeichern und intelligentem Verbrauch hat weiterhin höchste Priorität.
Dabei war und ist dem Erdgaseinsatz zur Stromerzeugung eine entsprechende Brückenfunktion zugedacht.
Dinge entwickeln sich manchmal allerdings doch anders, als man denkt, und die aktuellen Ereignisse wirbeln diesen Anpassungsprozess kräftig durcheinander.
Die Politik hat jedenfalls den Punkt der gesicherten Erzeugung für sich erkannt. Am 7. Juli 2022 wurde das Ersatzkraftwerke-Bereithaltungsgesetz im Bundestag verabschiedet.
Vermehrt werden Kraftwerksblöcke aus der Netzreserve zurück in den Dauerbetrieb geholt.
Eine Anlage aus der Reserve in kürzester Zeit fit für den längeren Dauerbetrieb zu machen und zu betreiben, wäre auch in Zeiten ohne Personal- und Materialmangellage eine Herausforderung. Hier sind Einfallsreichtum und unkonventionelle Lösungen gefragt.
An Themen für die zukünftige Gemeinschaftsarbeit im vgbe energy e.V. mangelt es fürwahr nicht.