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Ausgabe 4-2025

Was der Energiesektor jetzt braucht: Fachkräfte und politischen Weitblick

Dr.-Ing. Christian Ullrich

Die Energieversorgung von morgen beginnt mit den Entscheidungen von heute – und mit den Menschen, die sie gestalten. Doch der Fachkräftemangel ist auch für den Energiesektor zur Herausforderung geworden. Unternehmen stoßen bei der Planung, Errichtung und dem Betrieb von Kraftwerken an ihre personellen Grenzen. Es fehlt an qualifiziertem Nachwuchs, aber auch an erfahrenem Personal in Schlüsselpositionen – etwa im Leitstand oder bei der Instandhaltung der komplexen technischen Anlagen. Neue Projekte können sich deshalb verzögern und bestehende Anlagen befinden sich in einem technisch optimierungsbedürftigen Zustand. Wir müssen also jetzt handeln, um unsere Branche für Fachkräfte attraktiv zu machen und zukunftsweisende Qualifizierungs- und Erfahrungsaustauschangebote zu entwickeln.

Es gibt bereits Anlass zu verhaltener Zuversicht. In der Aus- und Weiterbildung ist ein erfreulicher Trend zu beobachten: Die Ausbildungsangebote für Kraftwerkerinnen und Kraftwerksmeisterinnen stoßen wieder auf stärkeres Interesse. Viele Kurse sind gut gebucht oder sogar voll belegt. Diese Entwicklung zeigt, dass sich junge Menschen wieder mehr für die Energietechnik interessieren und in unserer Branche arbeiten wollen.

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Spezielle Bearbeitungsverfahren für Turbinenrotoren zur Vermeidung und Vorbeugung von Spannungsrisskorrosion

D.G. Hattingh, D. Bernard, M. Newby, A. Opperman, I.N. Wedderburn, D.J. Erasmus, R. Scheepers und C. Seitz

Spannungsrisskorrosion (SCC) tritt häufig an älteren Rotorschaufeln von Dampfturbinen auf. Die frühzeitige Erkennung und rechtzeitige Beseitigung von SCC ist für einen langen und sicheren Betrieb unerlässlich. In der Regel sind die letzten Stufenschaufeln auf der Niederdruckseite (LP) des Rotors aufgrund ihrer Größe und der dynamischen Belastung am stärksten von Ausfällen betroffen. In diesem Beitrag wird eine Lösung vorgestellt, die sich auf die Beseitigung von oberflächenexponiertem SCC durch geführtes Schleifen in den hochbeanspruchten Steilverzahnungsspitzen der Rotorwelle konzentriert. Dieser integrierte Ansatz erhöht die Lebensdauer, indem er Risse beseitigt, die Geometrie optimiert und Spitzenspannungen reduziert.

GrAmLi-Projekt – Grüner Wasserstoff für eine nachhaltige Ammoniakproduktion

Nele David, Bernd Loder, Bernhard Pribyl-Kranewitter und Michael Unfried

Das Green Ammonia Linz Projekt, eine Partnerschaft zwischen VERBUND und LAT Nitrogen, plant den Einsatz eines Elektrolyseurs industrieller Größenordnung (60 MW) zur Produktion von grünem Wasserstoff (H2) für die Vor-Ort-Herstellung von grünem Ammoniak (NH3), Melamin und Düngemitteln. Dieses wegweisende Projekt unterstützt die Ziele des Europäischen Green Deals und der österreichischen Wasserstoffstrategie, indem es die Voraussetzungen für eine nachhaltige Produktion von grünem NH3 schafft. Durch die Integration flexibler grüner H2-Produktion in die bestehende Infrastruktur wird die industrielle Produktion des NH3 dekarbonisiert und die Gesamteffizienz von GrAmLi erhöht, während die Elektrolyse durch zeitgesteuerten Betrieb und die Bereitstellung von Netzdienstleistungen auch die Integration volatiler erneuerbarer Stromerzeugung in das Stromnetz unterstützt.

Wartung und Lösungen zur Reduzierung von Ausfallzeiten, Verbesserung der Flexibilität und Verlängerung der Lebensdauer von Dampfturbinen

Gabriele Porta, Luca Corso und Marco Cioffi

In den letzten Jahren hat die radikale Veränderung der Marktnachfrage neue Herausforderungen für die Wartung von Dampfturbinen mit sich gebracht. Die jüngsten Erfahrungen aus Inspektionen und Betriebsverläufen einzelner Komponenten haben es ermöglicht, sowohl bei der Konstruktion von Komponenten als auch bei der Berechnung der äquivalenten Betriebsstunden (z.B. unter Berücksichtigung des Beitrags der thermomechanischen Ermüdung) Fortschritte zu erzielen. Ziel ist es, die Alterung einzelner Komponenten einzugrenzen, die erforderlichen vorbeugenden Maßnahmen zu planen und neuen betrieblichen Anforderungen gerecht zu werden.

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Ist die TOC-Messung nach VE-Straßen wirklich so problematisch?

Dieter Mauer

Es ist bekannt, dass die Alterung von Anionenaustauschern (ANs), hauptsächlich bei starkbasischen (SBA) aber auch spürbar bei doppelbasischen (DBA) einen viel stärkeren Kapazitätsverlust als bei alternden Kationenaustauschern (KAT) bewirkt. Dieses Alterungsverhalten führt dazu, dass bei jeder Vollentsalzungs-Ionenaustauscheranlage (VE-Anlage) nach ein paar Jahren (ca. 4…6) der Zeitpunkt kommt, wo die bewusst eingeplante Reserve auf der AN-Seite abgebaut ist und ab dann wird die Anlage immer mehr über Kieselsäure (SiO2) über die AN-Seite durchbrechen. Man kann verallgemeinern, dass alternde Anlagen vermehrt Säureschlupf oder verfrühte Säuredurchbrüche zeigen. Die gezielte Messung der Organik und die Unterscheidung von anderen Säuren ist die in dieser Veröffentlichung beschriebene Aufgabe. Die TrueTOC-Messung mit der Mi-Vision-Technologie ist auch nach VE-Straßen verlässlich bis ca. 5 ppb (Stand heute).

Sicherung der Kompetenzen und des Know-hows für den Betrieb von Kohlekraftwerken in Zeiten ihres Ersatzes durch erneuerbare Energiequellen

Ewa Trzeszczyńska, Jerzy Trzeszczyński und Radosław Stanek

Für absehbare Zeite kann die Energieversorgungssichertheit in vielen europäischen Ländern ohne den weiteren Betrieb von Kohlekraftwerken nicht gewährleistet werden. Dies gilt auch für Polen, wo Braunkohle und Steinkohle etwa 60 % der Stromerzeugung sichern. Die letzte Phase des Betriebs von Kohlekraftwerken ist mit vielen Unbekannten verbunden. Kompetenzen und Know-how bei der Aufrechterhaltung des technischen Zustands werden entscheidend sein. Ein wichtiger Teil der Instandhaltung ist die Diagnose als Quelle für Erkenntnisse über den aktuellen technischen Zustand. Moderne analytische, digitale und IT-Technologien verbessern ihre Möglichkeiten erheblich. Geschickt eingesetzte Algorithmen können Fachkräfte ersetzen, deren Mangel immer deutlicher wird. Eine maßgeschneiderte Organisation der Instandhaltung, einschließlich Diagnosedienstleistungen, kann die Risiken, die mit dem längeren und flexibleren Betrieb von Kohlekraftwerken verbunden sind, erheblich reduzieren.

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Geschäftsmodell Ransomware
Eine augenzwickernde Abhandlung aus Sicht eines Managementberaters

Laurentius Lockerbit

Ransomware – die Monetarisierung unfreiwillig verschlüsselter Daten – boomt. Dieser Beitrag erläutert die Grundlagen des Geschäftsmodells Ransomware aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Er zeigt auf, worauf ein aufstrebendes Ransomware-Unternehmen achten muss, wo es Kosten sparen kann, welches Potenzial in der Spezialisierung auf eine KRITIS-Branche wie z.B. die Energiewirtschaft steckt und wie man ein Abgleiten in unprofitable Legalität vermeidet.

NIS-2 im Kraftwerk umsetzen – Ein komprimierter Leitfaden für Verantwortliche

Kent Andersson

Die NIS-2-Richtlinie verpflichtet alle Kraftwerke in Deutschland, die bereits nach der BSI KRITIS-Verordnung als kritische Infrastruktur eingestuft sind sowie zusätzlich alle Kraftwerke in Deutschland, die entweder mehr als 50 Vollzeitstellen oder einen Jahresumsatz und eine Bilanzsumme von mindestens 10 Mio. € aufweisen, zur Umsetzung von zehn IT-Sicherheitsmaßnahmen. Diese Maßnahmen gelten für die gesamte Einrichtung, während zwei weitere, über die EU-Vorgaben hinausgehende Maßnahmen speziell die als kritisch eingestuften Anlagen betreffen. Betreiber sollen idealerweise bestehende ISMS- Prozesse skalieren und bei Bedarf ergänzen. Aufgrund des Diskontinuitätsprinzips verzögert sich das Gesetzgebungsverfahren, wodurch Deutschland Strafzahlungen an die EU drohen. Ein Inkrafttreten der nationalen Umsetzung in Deutschland wird frühestens Ende des laufenden Jahres erwartet.

Kohlenstoffpreise zur Förderung von CCUS

Gregory Cook und Paul Zakkour

CO2-Abscheidung, -Nutzung und -Speicherung (CCUS) umfasst eine Reihe von Technologien, die die Reduzierung von Kohlendioxid(CO2)-Emissionen aus großen industriellen Quellen, die Entfernung von vorhandenem CO2 aus der Atmosphäre und/oder seine „Nutzung“ in verschiedenen Produkten und Prozessen beinhalten. Obwohl CCUS seit mindestens 20 Jahren weithin als eine der wichtigsten Technologien zur Begrenzung des Klimawandels angesehen wird, hat sie noch nicht die erwartete Verbreitung und die erforderlichen Investitionen erzielen können. Neben anderen Formen der Förderung kann die CO2-Bepreisung eine entscheidende Rolle bei der Mobilisierung privater Finanzmittel für den Einsatz von CCUS spielen.

Herausforderungen für die Gasspeicherung in der EU im Jahr 2025

GEFC Gas Exporting Countries Forum

Die Gasspeicherung spielt eine wichtige Rolle auf dem globalen Gasmarkt, da sie als stabilisierender Puffer gegen Ungleichgewichte aufgrund saisonaler Nachfrageschwankungen und unerwarteter Versorgungsunterbrechungen dient. Durch die Gewährleistung einer kontinuierlichen und zuverlässigen Gasversorgung trägt die Speicherung auch dazu bei, Marktvolatilitäten in Zeiten von Preisschwankungen aufgrund externer Schocks wie geopolitischer Ereignisse oder Naturkatastrophen abzumildern. Die EU ist nach den USA die zweitgrößte Region in Bezug auf die Kapazität zur unterirdischen Gasspeicherung (UGS).

Report: vgbe-Konferenz “Instandhaltung in Kraftwerken 2025”

vgbe energy

Die vgbe-Konferenz „Instandhaltung in Kraftwerken 2025“ bot erneut eine wertvolle Plattform für den Austausch zu aktuellen Entwicklungen, Herausforderungen und Best Practices in der Instandhaltung von Kraftwerken. Rund 210 Teilnehmende und 40 Aussteller aus dem In- und Ausland konnten am 5. und 6. März in Magdeburg begrüßt werden.

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Editorial

Lightroom (17114-572.NEF und 115 andere)

Dr.-Ing. Christian Ullrich

Geschäftsführer
vgbe energy service GmbH

Was der Energiesektor jetzt braucht: Fachkräfte und politischen Weitblick

Liebe Leserinnen und Leser,

Die Energieversorgung von morgen beginnt mit den Entscheidungen von heute – und mit den Menschen, die sie gestalten. Doch der Fachkräftemangel ist auch für den Energiesektor zur Herausforderung geworden. Unternehmen stoßen bei der Planung, Errichtung und dem Betrieb von Kraftwerken an ihre personellen Grenzen. Es fehlt an qualifiziertem Nachwuchs, aber auch an erfahrenem Personal in Schlüsselpositionen – etwa im Leitstand oder bei der Instandhaltung der komplexen technischen Anlagen. Neue Projekte können sich deshalb verzögern und bestehende Anlagen befinden sich in einem technisch optimierungsbedürftigen Zustand. Wir müssen also jetzt handeln, um unsere Branche für Fachkräfte attraktiv zu machen und zukunftsweisende Qualifizierungs- und Erfahrungsaustauschangebote zu entwickeln.

Es gibt bereits Anlass zu verhaltener Zuversicht. In der Aus- und Weiterbildung ist ein erfreulicher Trend zu beobachten: Die Ausbildungsangebote für Kraftwerkerinnen und Kraftwerksmeisterinnen stoßen wieder auf stärkeres Interesse. Viele Kurse sind gut gebucht oder sogar voll belegt. Diese Entwicklung zeigt, dass sich junge Menschen wieder mehr für die Energietechnik interessieren und in unserer Branche arbeiten wollen.

Auch auf politischer Ebene ist konstruktive Bewegung zu erkennen. Der Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD enthält energiepolitische Ziele, die für unsere Branche von großer Bedeutung sind. Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien erkennt der Vertrag auch die Notwendigkeit an, gesicherte Erzeugungsleistung im deutschen Stromsystem langfristig und bezahlbar zur Verfügung zu stellen. Geplant ist der zügige Neubau von wasserstofffähigen Gaskraftwerken, die nicht nur als Brückentechnologie dienen, sondern auch eine zentrale Rolle im künftigen Energiemix einnehmen sollen. Die Koalitionspartner setzen auf Technologieoffenheit, marktwirtschaftliche Anreize sowie auf eine enge Verzahnung mit den europäischen Partnern. Damit wird ein ambitionierter Weg aufgezeigt, der Versorgungssicherheit, Klimaziele und Bezahlbarkeit in Einklang bringen soll.

Ambitionierte Strategien allein reichen jedoch nicht aus. Gerade beim Aufbau gesicherter Erzeugungskapazitäten stellen sich viele Fragen: Wer wird diese neuen Kraftwerke tatsächlich planen, liefern, errichten und betreiben? Woher kommen die Ressourcen, die für die Planung, den Bau sowie für den Betrieb und folgend die Instandhaltung notwendig sind? Und nicht zuletzt: Woher kommt der Brennstoff für die vielen neuen Gaskraftwerke?

Aufgrund der aktuellen Marktsituation werden es vor allem internationale Konsortien sein, die diese Kraftwerke errichten werden. Vor diesem Hintergrund wird die Qualitätssicherung zu einem zentralen Erfolgsfaktor für eine erfolgreiche Projektabwicklung.

Als Folge einer weltweiten Beschaffung von Komponenten und Systemen sind unterschiedlichste technische Standards, regulatorische Anforderungen und Sprachbarrieren zu bewältigen. Die Komplexität steigt – und mit ihr das Risiko von Schnittstellenproblemen, Verzögerungen und Qualitätsabweichungen. Umso wichtiger ist es, verbindliche technische Regeln, transparente Prozesse und unabhängige Prüfmechanismen zu etablieren.

In diesem anspruchsvollen Umfeld kommt dem vgbe mit seinem umfassenden Leistungsportfolio eine besondere Bedeutung zu. Als technisches Kompetenzzentrum und Plattform für den Erfahrungsaustausch bietet der Verband seinen Mitgliedern und Kunden Orientierung, Sicherheit und technische Unterstützung. Ob durch individuelle technische Dienstleistungsangebote in nahezu allen Bereichen der Energietechnik oder durch Schulungen und Weiterbildungen, Netzwerkformaten aller Art sowie durch technische Standardisierung und Benchmarking – der vgbe ist dort zur Stelle, wo technische Expertise, Qualität und verlässliche Prozesse gefragt sind.

Die Energiezukunft wird nicht von einzelnen Akteuren, sondern in deren Zusammenspiel gestaltet. Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft müssen zusammenarbeiten, um die großen Herausforderungen unserer Zeit zu meistern. Der vgbe versteht sich dabei als Brückenbauer – zwischen technischem Wissen und Anwendung, zwischen Erfahrung und Innovation, zwischen heute und morgen.

Der deutsche Energiesektor steht an einem entscheidenden Wendepunkt. Die kommenden Jahre werden darüber entscheiden, ob die Energiewende wirklich gelingt. Es ist höchste Zeit, die Weichen für eine sichere, nachhaltige und bezahlbare Energieversorgung zu stellen. Dafür braucht es Mut, Verlässlichkeit und vor allem Menschen, die Kompetenz mit Engagement verbinden. Wir vom vgbe sind bereit, diese große Aufgabe mit unserer Expertise und jahrzehntelangen Erfahrung im Bau und Betrieb von Energieanlagen aktiv zu unterstützen. Gemeinsam können wir die Herausforderungen der Energiewende meistern – mit Wissen, Engagement und Weitblick.