Die Rolle der Kernenergie in zukünftigen Energieversorgungssystemen
Borja Rosell Herrera
Weltweit werden unterschiedliche Wege hinsichtlich der Nutzung der Kernenergie zur Stromproduktion eingeschlagen. Dem in Deutschland bereits im letzten Jahr umgesetzten Ausstieg planen einige Länder kurz- oder mittelfristigen zu folgen. In Europa sind dies derzeit Belgien, die Schweiz und Spanien. Global betrachtet planen aktuell jedoch mehr als 40 Länder auf der ganzen Welt, die Rolle der Kernenergie in ihren Energieversorgungssystemen auszubauen.
Laut einer Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) ist das weltweite Interesse an Kernenergie so stark wie seit der Ölkrise in den 1970er-Jahren nicht mehr.
Insgesamt trägt die weltweite Flotte von fast 420 Kernreaktoren derzeit mit knapp zehn Prozent zur globalen Stromversorgung bei und ist nach der Wasserkraft die zweitgrößte Quelle für emissionsarme Energie. Obwohl einige Länder ihre Kernkraftwerke stillgelegt oder den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen haben, wächst die Stromerzeugung aus Kernkraftwerken global betrachtet weiter. Insbesondere im asiatischen Raum.
OT-Sicherheit in der Praxis: NIDS und SOC gehen in KRITIS-Unternehmen Hand in Hand
Frank Stummer und André Greune
Die Bedrohung industrieller Netzwerke durch Cyberangriffe wird häufig unterschätzt – nicht zuletzt aufgrund einer rückblickenden Statistik, die nur wenige bekannte Vorfälle mit physischen Auswirkungen ausweist. Tatsächlich offenbart sich jedoch ein erhebliches Angriffspotenzial: Zunehmende Schwachstellenmeldungen, hochentwickelte Schadprogramme speziell für die OT und eine Zunahme staatlich gesteuerter „Prepositioning“-Kampagnen verdeutlichen die wachsende Gefahr für Kritische Infrastrukturen. Gleichzeitig fehlt in vielen OT-Netzen die grundlegende Sichtbarkeit über Geräte, Kommunikationsmuster und Schwachstellen. Um der dynamischen Bedrohungslage gerecht zu werden, ist eine strategisch integrierte OT-Sicherheitsarchitektur unerlässlich – mit dem Ziel, Cybersicherheit einfach, umfassend und rechtskonform umzusetzen.
Modellierung und Validierung von Erregersystemen für höhere Frequenzen
Rüdiger Kutzner, Eric Daube, Achim Degenhardt, Andreas Schmid, Uwe Seeger und Martin Bennauer
Der Einsatz leistungselektronischer Komponenten und die Übertragung elektrischer Energie über Hochspannungs-Gleichstromleitungen im Rahmen der Energiewende bringen neue Herausforderungen mit sich. Es stellt sich dabei die Frage, wie sich diese Entwicklungen auf konventionelle Kraftwerke auswirken. Bisher konzentrierten sich Simulationsstudien von Netzbetreibern vor allem auf die Netzstabilität mit Schwingungen bis zu Frequenzen von 3 Hz. Der vorliegende Aufsatz beschreibt, wie das Erregersystem einschließlich des Pendeldämpfungsgeräts (Power System Stabilizer) für höhere Frequenzen detaillierter modelliert werden kann. Dabei wird erläutert, an welchen Stellen die Modelle des weit verbreiteten IEEE-Standards 421.5 erweitert werden müssen, um eine höhere Genauigkeit zu erzielen.
Per Luftpost raus zum Windpark
Marcus A. Ihle
Erfahrungen mit dem Tausch eines 600 MW Generator-Ständermittelteils
Thomas Sommerey
Durch den zunehmenden Ausbau regenerativer Energiequellen und dem damit einhergehenden Aus- und Umbau der Übertragungsnetze, als Teil der Energietransition in Deutschland, stellt sich für die Betreiber konventioneller Kraftwerke die Frage nach lebensdauerverlängernden Maßnahmen zum Weiterbetrieb von Bestandsanlagen, welche als Brückentechnologie zur flexiblen Einspeisesicherung für das gesamte Erzeugungsportfolio mittelfristig weiter eingesetzt werden sollen. Der Beitrag beschreibt in diesem Zusammenhang die technischen Herausforderungen, Umsetzungsplanung und Ausführung durch den Tausch eines nicht mehr benötigten 600 MW Generator-Ständermittelteils als Ersatz für die am Ende ihrer Lebensdauer angekommene Originalkomponente.
Die Öffnung der Blackbox – Moderne KI-Ansätze in der Nuklearindustrie
Thomas Kopinski und Rafael Kaufmann
Kleine modulare Reaktoren (SMR) und ihre aktuellen Herausforderungen
Naima Amrani und Akira Tokuhiro
Kernkraftwerke weltweit: Schnellstatistik 2024
Redaktion
Energie aus Abfall
Greg Kelsall
Mögliche Auswirkungen von Zollerhöhungen auf die Gasmärkte
GEFC Gas Exporting Countries Forum
Editorial

Borja Rosell Herrera
Technical Services Director
Centrales Nucleares Almaraz Trillo
Head of the vgbe Steering Forum Operation Nuclear Power Plants
Madrid, Spanien
Die Rolle der Kernenergie in zukünftigen Energieversorgungssystemen
Liebe Leserinnen und Leser,
weltweit werden unterschiedliche Wege hinsichtlich der Nutzung der Kernenergie zur Stromproduktion eingeschlagen. Dem in Deutschland bereits im letzten Jahr umgesetzten Ausstieg planen einige Länder kurz- oder mittelfristigen zu folgen. In Europa sind dies derzeit Belgien, die Schweiz und Spanien. Global betrachtet planen aktuell jedoch mehr als 40 Länder auf der ganzen Welt, die Rolle der Kernenergie in ihren Energieversorgungssystemen auszubauen.
Laut einer Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) ist das weltweite Interesse an Kernenergie so stark wie seit der Ölkrise in den 1970er-Jahren nicht mehr.
Insgesamt trägt die weltweite Flotte von fast 420 Kernreaktoren derzeit mit knapp zehn Prozent zur globalen Stromversorgung bei und ist nach der Wasserkraft die zweitgrößte Quelle für emissionsarme Energie. Obwohl einige Länder ihre Kernkraftwerke stillgelegt oder den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen haben, wächst die Stromerzeugung aus Kernkraftwerken global betrachtet weiter. Insbesondere im asiatischen Raum.
Aber auch in Europa erfuhr die Kernenergie im Lichte des Klimawandels und vor dem Hintergrund des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine teilweise nochmals eine Neubewertung. So legte die EU-Kommission mit dem Regelwerk der Taxonomie Standards für ökologisches Wirtschaften fest. Die Kernenergie wurde darin im Jahr 2022 als nachhaltig eingestuft, was Investitionen in den Weiterbetrieb und Neubau von Kernkraftwerken förderte.
Damit Europa seine Klimaziele erreichen kann, wird immer deutlicher, dass Kernenergie eine große Rolle im globalen Energiesystem spielen muss, wenn wir die ehrgeizigen Klimaziele erreichen wollen, die wir uns gesetzt haben.
Neben dem Klimawandel spielt auch der steigende Bedarf an Elektrizität eine zentrale Rolle – ein Trend, der durch die zunehmende Elektrifizierung verschiedener Sektoren noch verstärkt wird. Dieser Anstieg ist neben klassischen Sektoren wie der Industrie, auch auf die verstärkte Nachfrage in Bereichen wie Elektroautos, Datenzentren und der Nutzung Künstlicher Intelligenz zurückzuführen, die allesamt erhebliche Mengen an Strom benötigen.
Hoffnungen werden auch in einige neue und spannende Entwicklungen im Bereich der Nukleartechnologie gesetzt – kleine modulare Reaktoren (SMRs) werden als ein neuer Zweig der Branche in Betracht gezogen. Die KKW im Miniformat sollen bei der mittelfristigen Planung einer CO2-armen, dezentralen Stromproduktion in einer Reihe von Ländern eine wichtige Rolle spielen. Aktuell wird an über 80 SMR-Projekte in unterschiedlichen Entwicklungsstadien gearbeitet. Auch in Europa haben eine Reihe von Ländern ihr Interesse bekundet. Die Aussichten der SMRs sind somit sicherlich interessant, da sie sich auch gut für die Wärmeerzeugung für Fernwärme und industrielle Prozesse eignen.
Eine weitere innovative Nukleartechnologie ist das Vorhaben Fusionsenergie zur Stromerzeugung zu nutzen. In internationaler Kooperation wird erforscht, ob und wie sich dieses Vorhaben realisieren lässt. Der erste wirtschaftlich nutzbare Reaktor wird, aus heutiger Sicht jedoch nicht vor 2050 erwartet.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen wird sich der vgbe auch nach dem Deutschen Ausstieg aus der Kernenergie, zukünftig nicht nur dem effektiven Rückbau von Kernkraftwerken widmen. Vielmehr wurde eine erweiterte internationale Gremienstruktur geschaffen um die Erfahrungen und das Know-how des Fachverbandes und seiner internationalen Mitglieder weiterhin für den sicheren Betrieb von kerntechnischen Anlagen nutzbar zu machen.
Dabei ist es ein Baustein auf Erfahrungen der deutschen Kerntechnik zurückzugreifen und so neben Aspekten der Technik und Sicherheit auch Fragen zur Umsetzungsdauer und Wirtschaftlichkeit zu betrachten. Dabei soll künftig ein jährlich erscheinender „Nuclear Buyers Guide – Germany“ unterstützen, der als Schnittstelle zwischen internationalen Betreibern und der deutschen kerntechnischen Industrie fungiert.
Auch die Zukunftstechnologien werden durch vgbe im Rahmen eines Forschungsvorhaben begleitet.